Bild: BiSS-Trägerkonsortium/Annette Etges

BiSS-Jahrestagung 2019: Rückblick

ico_calendar Created with Sketch. 08.01.2020

Wie können pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte Kinder und Jugendliche, die mehrsprachig aufwachsen, sprachlich fördern? Und wie können sie dabei deren Mehrsprachigkeit als Ressource einbeziehen? Wie lassen sich Ansätze und Konzepte zur Sprachförderung vor dem Hintergrund sprachlich-kultureller und sozialer Heterogenität nachhaltig in Schulen und Kitas verankern? Um diese Fragen ging es bei der BiSS-Jahrestagung am 21. und 22. November 2019 in Berlin. 300 Teilnehmende aus Kitas und Schulen, aber auch aus Universitäten, Ministerien und Fortbildungsinstituten waren ins Cafe Moskau gekommen, um sich zum Thema „Sprachbildung in sprachlicher Vielfalt“ auszutauschen und an Vorträgen, Gesprächsrunden, Foren, Workshops und einer Posterschau teilzunehmen. Moderiert wurde die Tagung von Dr. Jan-Martin Wiarda, Journalist für Bildung und Wissenschaft.

Eine ausführliche Übersicht mit Details zu den einzelnen Programmpunkten finden Sie im Programmheft:

Download Programmheft BiSS-Jahrestagung 2019 (PDF)

Keynote

Prof. Dr. Paul Leseman (Universität Utrecht) stellte in seiner Keynote klar, dass es in einer globalisierten Welt „ein Wert als solcher“ sei, bilingual aufzuwachsen. Hinzu kommen Vorteile wie beispielsweise ein besseres metasprachliches Bewusstsein oder eine bessere kommunikative Kompetenz, die bei bilingualen Kindern und Jugendlichen nachgewiesen werden kann. Das ist aber nur dann der Fall, wenn die Ressourcen bilingualer Familien und Gemeinschaften in die Sprachentwicklung einbezogen werden, und wenn man die Risiken, die der Bilingualismus birgt, zu verhindern weiß.

Wie können unsere Bildungssysteme diesen Anforderungen gerecht werden? Prof. Leseman stellte drei Ansätze zur Diskussion: 1. Translanguaging, ein didaktisches Konzept, das alle Sprachen, die von den Kindern gesprochen werden, mit in den Kita-Alltag oder den Unterricht einbezieht, 2. neue didaktische Technologien wie virtuelle Lernumgebungen oder Roboter und 3. der Einbezug von Eltern und Gemeinschaften in die Entwicklung bilingualer Sprachkompetenzen.

Bild: A. Etges/Trägerkonsortium BiSS-Transfer

„Embracing multilingualism at (pre)school is perhaps less important, or effective, for supporting multilingual development, but it is essential for partnerships with parents, trustful relationships, feelings of belonging and identity development.“

– Prof. Dr. Paul Leseman

Was bedeuten die von Prof. Leseman vorgestellten Konzepte und Anforderungen für das deutsche Bildungsystem? In der auf die Keynote folgendenden Gesprächsrunde diskutierten neben Prof. Leseman außerdem Dr. Stefan Luther (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Prof. Dr. Susanne Prediger (Technische Universität Dortmund) und Marika Schwaiger (Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Hamburg) über Ansätze und Konzepte, wie Bilingualität und Mehrsprachigkeit in Schule und Kita schon jetzt umgesetzt werden kann, welche Herausforderungen bestehen und welche weiteren institutionellen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um dieses Thema weiter voranzubringen.

In drei Foren, sieben Workshops und zwei Fachgruppen konnten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer dann am zweiten Tag ausgewählte Themen vertiefen. Und auch eine weitere „BiSS-Jahrestagungs-Tradition“ wurde fortgeführt: die Posterschau, auf der in diesem Jahr insgesamt 23 BiSS-Verbünde ihre Arbeit präsentierten.

„BiSS bilanziert“

Ein weiterer Programmpunkt der Tagung war die Bilanzierung von BiSS: Was hat BiSS nach sieben Jahren Laufzeit erreicht, und wie geht es weiter? Stellung dazu nahm als erster Staatsminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz, Präsident der Kultusministerkonferenz, der in seinem Grußwort feierlich verkündete, dass BiSS in Form des Folgeprogramms BiSS-Transfer fortgesetzt wird. Gemeinsam mit Christian Luft (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Prof. Dr. Petra Stanat (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache und Sprecher des BiSS-Trägerkonsortiums) diskutierte er die Chancen und Perspektiven von BiSS-Transfer, das den Ländern die Chance bietet, die in BiSS begonnenen Projekte fortzusetzen.

Zertifikate für BiSS-Multiplikatorinnen und -Multiplikatoren

Ein weiterer Programmpunkt war die feierliche Übergabe von Zertifikaten: Mehr als 100 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren haben 2019 einen der Blended-Learning-Fortbildungskurse des Trägerkonsortiums erfolgreich abgeschlossen. Davon waren 55 in Berlin anwesend und erhielten hierfür ein Zertifikat. Überreicht wurden die Zertifikate von Prof. Dr. Hans-Joachim Roth (Universität zu Köln), der im BiSS-Trägerkonsortium den Bereich Fortbildung verantwortet. Mit der Zertifizierung kann ein Teil der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer nun selbst online-gestützte Fortbildungen anbieten und dabei auf das Fortbildungsportal des BiSS-Trägerkonsortiums zurückgreifen, auf dem die Kurse bereitgestellt werden.

Sollten Sie Fragen zur Veranstaltung haben, wenden Sie sich bitte an:

Claudia Pietsch, claudia.pietsch@mercator.uni-koeln.de.

 

Fotos: BiSS-Trägerkonsortium/Annette Etges

 

Zur Werkzeugleiste springen