Bild: Trägerkonsortium BiSS-Transfer

Fachtreffen in Dortmund fördert den bundesweiten Austausch und setzt Impulse für digitale Sprachbildung

ico_calendar Created with Sketch. 08.04.2025

Bei einem Fachtreffen in Dortmund kamen rund 40 Mitwirkende der Initiative BiSS-Transfer zusammen, um sich über Maßnahmen und Service-Angebote zur sprachlichen Bildung auszutauschen und neue Impulse mitzunehmen. Eingeladen hatten das Trägerkonsortium BiSS-Transfer und die BiSS-Akademie NRW, letztere im Auftrag des nordrhein-westfälischen Schulministeriums. BiSS-Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren, BiSS-Tutorinnen und Tutoren und Teilnehmende aus der Wissenschaft folgten den Vorträgen, diskutierten und teilten Erfahrungen.

Mostapha Boukllouâ, Leiter des Referats Integration durch Bildung im Ministerium für Schule und Bildung NRW, begrüßte die Anwesenden und betonte, wie wichtig es ist, die Basiskompetenzen zu stärken. Er erklärte, dass bis zu 30 Prozent der neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler in der Erstförderung Unterstützung beim Erlernen des lateinischen Schriftsystems benötigen. Das NRW-Schulministerium plane daher, erfolgreiche Elemente von BiSS auch nach 2025 hinaus weiterzuführen und den Transfer fortzusetzen. Das angestrebte Ziel, zehn Prozent der Schulen zu erreichen, sei bereits jetzt um mehr als 50 Prozent übertroffen worden.

BiSS-Akademie NRW arbeitet mit mehr als 850 Schulen zusammen

Anschließend informierte Sabine Stahl, Hauptdezernentin der Landesstelle Schulische Integration und Leiterin der BiSS-Akademie NRW, über aktuelle Entwicklungen in der Arbeit der BiSS-Akademie, die 2020 im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung NRW gegründet wurde. Rund 850 Schulen und 6.000 Lehrkräfte nutzen heute die Angebote der BiSS-Akademie. Mehr als 14.400 Schülerinnen und Schüler profitieren davon. Die Zahl der Teilnehmenden wächst stetig. Und der Wunsch interessierter Schulen, in BiSS-Schulen zu hospitieren, wird lauter. „Man merkt, dass die Förderung der Basiskompetenzen überall in den Vordergrund gerückt ist. Die Schulen steigen nach und nach in einen kontinuierlichen Prozess der Sprachbildung ein“, erklärt Sabine Stahl auf der Veranstaltung. Umso wichtiger sei es, den Schulen und mitwirkenden Lehrkräften Planungssicherheit zu bieten.

Eine gute Voraussetzung ist in NRW bereits geschaffen: Das Ministerium für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen hat die sprachliche Bildung mit der BiSS-Akademie als feste Struktur etabliert. Die BiSS-Akademie NRW ist ein wesentlicher Bestandteil der Landesstelle Schulische Integration, die Arbeit läuft Hand in Hand. Auch die Zusammenarbeit mit den Schulen ist eng und beruht auf einem wechselseitigen Austausch.

BiSS-Akademie NRW weitet Angebote für die Bereiche Schreiben, Zuhören und sprachliche Bildung im Fachunterricht aus

Insbesondere die Förderung von Mehrsprachigkeit im Unterricht hat sich die BiSS-Akademie NRW auf die Fahnen geschrieben. „Mehrsprachigkeit soll zur Normalität werden“, betont Sabine Stahl. Immer größer wird dabei auch das Bedürfnis der Schulen, die sprachliche Bildung im Fachunterricht zu stärken. Aus diesem Grund wird in 2025 ein besonderes Augenmerk der BiSS-Akademie auf den sprachbildenden Angeboten im Fach Mathematik liegen. Darüber hinaus wird das Thema Schreiben weiter in den Mittelpunkt rücken. Auch die sprachliche Bildung an Berufskollegs und das Thema Alphabetisierung sollen stärkere Berücksichtigung finden.

Blended-Learning-Angebot von BiSS-Transfer kommt bei Lehrkräften gut an

Um Lehrkräfte zu qualifizieren, spielt das Blended-Learning (BL), das die Initiative BiSS-Transfer und die BiSS-Akademie bereitstellen, weiterhin eine entscheidende Rolle, betont Uta Biermann, BiSS-Landeskoordinatorin in NRW. Lehrerinnen und Lehrer sollen künftig daher verstärkt die Möglichkeit bekommen, in die online zur Verfügung stehenden Qualifizierungsangebote hinein zu schnuppern und sich dann für sie bzw. ihre Schule sowie die Bedarfe ihrer Schülerinnen und Schüler passende Bausteine herauszusuchen. Im nächsten Schritt können sie dann entsprechend der Bedarfe der Schule an Blended-Learning-Kursen mit inhaltlich-fachlicher Begleitung sowie an passgenauen BL-Netzwerktreffen und -angeboten teilnehmen und vom gemeinsamen praxisorientierten Austausch profitieren.

Dass die BL-Kurse in der Praxis gut ankommen, zeigen die positiven Rückmeldungen: „Auf dem Fachtag der BiSS-Akademie haben sich zahlreiche Teilnehmende auf allen Ebenen sehr positiv zum Blended-Learning-Angebot geäußert. Von Lehrkräften, Koordinatorinnen und Koordinatoren bis hin zu Vertreterinnen und Vertretern der Bildungsadministration“, so Uta Biermann.

BiSS-Transfer wächst weiter: Aktuell mehr als 4.200 Schulen und Kitas

Wie groß das Bedürfnis nach Angeboten im Bereich Sprachbildung ist, zeigte auch Prof. Dr. Hans-Joachim Roth, Sprecher des Trägerkonsortiums BiSS-Transfer, in seinem Beitrag zum aktuellen Stand von BiSS-Transfer. Die jüngste Abfrage unter den an der Initiative mitwirkenden Ländern hat ergeben: Rund 4.200 Schulen und Kitas beteiligen sich heute an der sprachlichen Bildungsarbeit im Rahmen von BiSS-Transfer. Mehr als 35.000 Personen haben seit Beginn der Initiative BiSS das Fortbildungsangebot genutzt, das inzwischen über mehr als 200 Lerneinheiten zu zentralen Feldern der sprachlichen Bildung verfügt.

Impulse für die digitale sprachliche Bildung: Plattformen mit Unterrichtsangeboten

Da die Digitalisierung auch in der sprachlichen Bildung eine immer größere Rolle spielt, erhielten die Teilnehmenden zudem einen Einblick in verschiedene Plattformen mit Unterrichts- und Fortbildungsangeboten.

Die Plattform ComPleTT bietet beispielsweise die Möglichkeit, bundeslandübergreifend Lehrinhalte für die Lehrerfortbildung kollaborativ zu erarbeiten. Durch die jeweilige Landesinfrastruktur werden die Inhalte dann in die Weiterbildung getragen, erklärte Ingo Antony von der Hessischen Lehrkräfteakademie. Die Plattform fördert damit den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. ComPleTT ist ein gemeinsames Angebot aller Bundesländer.

Franz Kaiser Trujillo und Nina Laube von der Landesstelle Schulische Integration NRW stellten Mulingula, eine Plattform für multilinguale Leseaktivitäten vor. Viel Lob für die Materialien und Bücher, die das digitale Angebot bereitstellt, kam auch aus den Reihen der Teilnehmenden, die bereits damit arbeiten. Eine Befragung unter Lehrkräften habe die Wirksamkeit bestätigt, betonte Franz Kaiser Trujillo. Demnach gäbe es positive Entwicklungen hinsichtlich der Sprach- und Basiskompetenzen in der deutschen Sprache, des fachlichen Lernerfolgs der Kinder sowie des Schulklimas.

Die „Werkstatt inklusiver Deutschunterricht“ – kurz WiDu – war bereits Thema eines Community-Workshops von BiSS-Transfer. In Dortmund gab Lars Krüger, Fachleiter Deutsch am Landesinstitut für Schule Bremen, noch einmal einen Einblick in das digitale Angebot. WiDu ist eine kostenlose Materialsammlung zur Vorbereitung von inklusivem Deutschunterricht in der Sekundarstufe I. Sie umfasst mehr als 4.500 Medien.

Die Blended-Learning-Plattform von BiSS-Transfer ist den Mitwirkenden der Initiative bereits bekannt. Sie verbindet Lernmanagementsysteme auf ILIAS- und Moodle-Basis, ohne dass die Teilnehmenden langwierige Einloggprozeduren auf unterschiedlichen Systemen durchführen müssen. Rita Bomkamp, Mitarbeiterin im BiSS-Fortbildungsteam, informierte noch einmal über die Möglichkeit, über diese Schnittstelle die BiSS-Fortbildungsplattform in ländereigene Plattformen einzubinden. Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte können dann ganz einfach über die ländereigene Lernplattform auf das BL-Angebot von BiSS-Transfer zugreifen.

Fachgruppentreffen zur Mehrsprachigkeit

Im Vorfeld der Veranstaltung traf sich auch die BiSS-Fachgruppe „Sprachliche Bildung für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche“. Zentrale Themen waren Mehrsprachigkeit und ihre Berücksichtigung in den Ländern sowie die aktuellen Bedingungen der Beschulung Neuzugewanderter. Deutlich wurde, dass in Bezug auf das Thema Mehrsprachigkeit eine große Heterogenität festzustellen ist: Während es in einigen Ländern als Selbstverständlichkeit sprachlicher Bildung gesehen wird, ist es in anderen noch wenig entfaltet.

Insgesamt positiv bewertet wurde der Aspekt, dass sich im Bereich der Forschung wie auch der Materialentwicklung – etwa für den sprachsensiblen Mathematikunterricht – in den letzten Jahren einiges getan hat. Von besonderem Interesse für die Mitglieder der Fachgruppe ist es, das Thema Mehrsprachigkeit sowie die spezifischen Bedingungen des Lernens mehrsprachiger und vor allem auch neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler in den sprachlichen Basiskompetenzen zu verankern.

Netzwerkarbeit und partizipative Kooperation prägen die Kultur von BiSS-Transfer

Austausch und Vernetzung sind bereits von Beginn an wichtiger Bestandteil der Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer. Die Veranstaltung in Dortmund zeigte erneut, wie sehr die Mitwirkenden die Gespräche, Erfahrungen und Impulse über alle Ebenen hinweg – Wissenschaft, Praxis und Bildungsadministration – schätzen. Der Wunsch, diese in BiSS-Transfer geschaffenen Strukturen und Angebote zur sprachlichen Bildung beizubehalten und weiter zu entwickeln, ist und bleibt groß.

 

Bilder: Trägerkonsortium BiSS-Transfer

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