Analysebogen zur Ermittlung geeigneter Sprachlernmaterialien für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche

ProfessionalisierungskonzeptPrimarstufeSekundarstufe
Hinweis:
Die Beschreibungen, die Sie hier finden, dokumentieren Materialien, die in der BISS-Laufzeit von 2013 bis 2019 in der Regel aus der Praxis heraus von Verbundteilnehmerinnen und -teilnehmern zur Erreichung ihrer Förderziele entwickelt bzw. weiterentwickelt wurden. Eine wissenschaftliche Prüfung dieser Materialien ist aufgrund des oft kleinen Einsatzgebiets oder einer bislang nicht abgeschlossenen Weiterentwicklung vom Trägerkonsortium nicht durchgeführt worden.

Kurzbeschreibung

Kostenlos.

Das Tool Analysebogen zur Ermittlung geeigneter Sprachlernmaterialien dient Lehrkräften dazu, Sprachlernmaterialien daraufhin zu prüfen, ob sie für die sprachliche Förderung neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher ohne Deutschkenntnisse geeignet sind. Mögliches Sprachlernmaterial für den Unterricht wird dabei anhand von zehn Kriterien, die sich auf didaktische und sprachliche Aspekte beziehen, bewertet. So kann eingeschätzt werden, ob das Material fachliche Anforderungen zur Förderung von Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ) erfüllt. Der Bogen kann in der Primar- und Sekundarstufe eingesetzt werden, der Altersbereich ist mit 6 bis 18 Jahren angegeben.

Welches Ziel hat das Tool?

Das Tool Analysebogen zur Ermittlung geeigneter Sprachlernmaterialien für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche ist ein Professionalisierungstool. Es versetzt Lehrkräfte der Primar- und Sekundarstufe in die Lage, Lernmaterial (Lehrwerke) daraufhin zu beurteilen, ob sich dieses zur Sprachförderung neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher ohne Deutschkenntnisse eignet. Es kann eingesetzt werden in den Modulen P1 „Gezielte sprachliche Bildung in alltäglichen und fachlichen Kontexten“ und S4 „Sprachliche Bildung in fachlichen Kontexten“.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Der Analysebogen zur Ermittlung geeigneter Sprachlernmaterialien für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche kann von Lehrkräften der Primar- und Sekundarstufe vor der Aufnahme des Unterrichts genutzt werden, um Lernmaterialien für Schülerinnen und Schüler mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen auf ihre Eignung für die Sprachförderung zu prüfen und zusammenzustellen. Der Analysebogen unterstützt auf diese Weise die Professionalisierung von Lehrkräften im Bereich der Sprachförderung von Deutsch als Fremdsprache (DaF) bzw. Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Eine Einschätzung des Sprachförderpotenzials kann für Materialien aller Fächer der Klassen 1 bis 10 erfolgen. Mehrsprachigkeit wird in dem Analysebogen berücksichtigt, indem das Sprachlernmaterial auf Kontrastive Alphabetisierung und Mehrsprachigkeit hin beurteilt wird (vgl. Wie funktioniert das Tool?).

Wie funktioniert das Tool?

Alle Lehrkräfte von Regelklassen der Primar- und Sekundarstufe, die in DaF/DaZ eingesetzt sind, können den Analysebogen zur Ermittlung geeigneter Sprachlernmaterialien für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche nutzen, um damit Sprachlernmaterial auf sein Sprachförderpotenzial zu überprüfen. Auch Sprachförderkräfte sowie Personen, die sich mit Sprachförderung im Schulalltag befassen, können den Bogen nutzen, um Lehrmaterialien einzuschätzen. Das zur Einschätzung in Betracht kommende Lernmaterial wird dabei von den Lehrkräften, bezogen auf ihre jeweiligen Fächer, selbst ausgewählt. Lehrkräfte der BiSS Primar- und Sekundarverbünde „Schulische und sprachliche Integration von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen“ in Nordrhein-Westfalen entwickeln zurzeit auf der Basis des Analysebogens eine Empfehlungsliste für Sprachlernmaterialien im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Diese Empfehlungslisten werden ebenfalls als Tool zur Verfügung gestellt.

Auf der ersten Seite des Analysebogens zur Ermittlung geeigneter Sprachlernmaterialien für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche werden zunächst Informationen zu Titel, Autor, Herausgeber und Verlag des zu beurteilenden Materials notiert. Darüber hinaus halten die Lehrkräfte auf der ersten Seite Angaben zur Schulform fest, für die das Material geeignet ist, sowie zur Altersstufe (aufgeteilt in die Gruppen 6 bis 8 Jahre, 9 bis 11 Jahre, 12 bis 15 Jahre und 16 bis 18 Jahre), Erstalphabetisierung/Zweitschrifterwerb und Zweitspracherwerb. Außerdem schreiben die Lehrkräfte auf, ob das Lernmaterial streng linear oder modular aufgebaut ist, ob es einen Bezug zu anderen Fächern gibt und welche Art von Zusatzmaterial erhältlich ist.

Am Beginn des Bogens befindet sich ein Überblick, wie das Lehrmaterial insgesamt hinsichtlich zehn Kriterien (s.u.) eingeschätzt wurde. Diese Gesamteinschätzung beruht auf einer Durchschnittsbildung, die sich aus einer differenzierten Aufgliederung der zehn Kriterien zusammensetzt. Diese differenzierte Aufgliederung besteht aus jeweils ein bis vier Fragen zu einem Kriterium. In diesen Fragen soll das Zutreffen bestimmter Sachverhalte beurteilt werden.

Die zehn Kriterien, nach denen das Material eingeschätzt wird, sind: 1) Mündlichkeit vor Schriftlichkeit; 2) Phonologische Bewusstheit; 3) Kontrastive Alphabetisierung und Mehrsprachigkeit; 4) Übersichtlichkeit; 5) Intuitive Handhabbarkeit; 6) Übungsformen; 7) Selbstkontrolle; 8) Motivation über Bilder und spielerisches Lernen; 9) Soziale Praktiken und Lebensweltbezug; 10) Medien- und Methodenkompetenz.

Nach diesen Kriterien kann das Material jeweils auf einer vierstufigen Skala eingeschätzt werden. Wenn nötig, kann statt der vierstufigen Skala auch eine Kategorie „nicht vorhanden“ zur Einschätzung genutzt werden. Die Stufen der Skala bestehen aus vier Kästen zum Ankreuzen. Links neben den vier Kästen befindet sich ein Pfeil nach oben, rechts ein Pfeil nach unten, der jeweils eine positive bzw. negative Einschätzung symbolisieren soll (im Sinne einer „trifft zu“ bis „trifft nicht zu“-Einschätzung).

Ein Beispiel für die differenzierte Einschätzung von Lernmaterial (hier ist jeweils auf der vierstufigen Skala anzukreuzen, ob diese Aspekte zutreffend sind), bezogen auf das Kriterium 2, Phonologische Bewusstheit, ist:

  • Silben: Es gibt zahlreiche Übungen zur Silbengliederung (Reime, Silbenklatschen/-schreiten, Anzahl der Silben bestimmen, Betonungsmuster klopfen u.ä.).
  • Akustische Durchgliederung: Das Lernmaterial bietet hinreichend Übungen zum Erkennen von An-, In- und Auslauten.
  • Lautsynthese: Das Lernmaterial bietet hinreichend Übungen zum Zusammenziehen von Lauten (z.B. Silbenteppich, Silbenbögen).
  • Intonation (Wort-/Satzmelodie): Das Lernmaterial bietet Übungen zu Buchstaben-, Lautverbindungen, Wortsatzmelodie.

Am Ende des Bogens haben die Lehrkräfte die Möglichkeit, zusätzliche Pluspunkte, die zu dem Material aufgefallen sind, sowie Problembereiche aufzuschreiben.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Analysebogen und zu beurteilendes Lernmaterial.

Schulung/Fortbildung: Das Verfahren ist einfach und ohne besondere Vorkenntnisse handhabbar. Es sind jedoch Kenntnisse bezüglich DaZ und DaF erforderlich, um die Kriterien einschätzen und ihre Wichtigkeit bzw. ihre Bedeutung für das jeweilige Lernmaterial bewerten zu können (z.B. ist es gut oder schlecht, wenn es viele Übungen zur phonologischen Bewusstheit gibt?).

Kosten: (ggf. Kosten für das zu beurteilende Lernmaterial). Der Analysebogen (selbst) ist kostenlos.

Personelle Ressourcen: Es sind keine zusätzlichen personellen Ressourcen erforderlich, aber ein Austausch im Team ist empfehlenswert.

Dauer der Durchführung/Auswertung: Die Dauer der Durchführung ist abhängig vom Umfang der zu sichtenden Sprachlernmaterialien.

Zugänglichkeit: Das Verfahren wird zurzeit von zwei BiSS-Verbünden in Nordrhein-Westfalen erprobt. Nach der Erprobung können Fragen zur Zugänglichkeit an das KI Kreis Unna (Projektgruppe BiSS Elena Horn/Primarbereich (02307) 9248881 und Steffi Stelzer/Sekundarbereich (02307) 9248882) gerichtet werden.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Der Analysebogen zur Ermittlung geeigneter Sprachlernmaterialien für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche wurde von Februar bis Mai 2014 von Lehrkräften auf Grundlage einer Fortbildung mit Prof. Karen Schramm vom Institut für Germanistik der Universität in Wien erstellt. In dieser Fortbildung wurden nach einer fachlichen Einführung zunächst Kriterien erarbeitet, die im DaZ/DaF-Unterricht von Bedeutung sind und nach denen letztendlich die Materialien ausgewählt werden. Dem Tool liegt die Annahme zugrunde, dass die Lernmaterialbegutachtung kriteriengeleitet erfolgen soll und dass die Kriterien von Lehrpersonen erstellt werden sollten. Die Erstellung der Kriterien orientierte sich an Funk (2004). Die Veranstaltung fand am 17.03.2014 ganztägig in der Ökologiestation des Kreises Unna unter dem Titel „Ein DaZ-Lehrwerk ist ein gutes Lehrwerk, wenn ...“ statt.

b) empirische Fundierung

Das Tool befindet sich in der Erprobung, eine empirische Fundierung liegt nicht vor.

Alter: 6; 7; 8; 9; 10; 11; 12; 13; 14; 15; 16; 17

Klassenstufe: 1; 2; 3; 4; 5; 6; 7; 8; 9; 10

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Literatur von Hermann Funk, die u.a. der Erstellung des Analysebogens zugrunde lag:
http://babylonia.ch/fileadmin/user_upload/documents/2004-3/funk.pdf [24.02.2021]

Literaturhinweise

Funk, H. (2004). Qualitätsmerkmale von Lehrwerken prüfen – ein Verfahrensvorschlag. Babylonia 3, 41-47. Verfügbar unter http://babylonia.ch/fileadmin/user_upload/documents/2004-3/funk.pdf [24.02.2021]

Letzte Änderung am: 24.02.2021

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