Elternfragebogen für die Früherkennung von Risikokindern (ELFRA) (3. überarbeitete Auflage 2019)

DiagnoseElementarbereich
grüner Punkt Das Verfahren entspricht den Minimalstandards. Es handelt sich um einen Fragebogen, der durch die primäre Bezugsperson eines Kindes ausgefüllt wird. Die Auswertung kann durch pädagogisches Personal oder Kinderärztinnen und Kinderärzte erfolgen.

Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
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Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Elementar 1,2,3 1 bis 3 grüner Punkt grüner Punkt grüner Punkt

Kurzbeschreibung

Preis: 163,00 Euro.

Der ELFRA ist ein Elterfragebogen, der eingesetzt wird, um den Sprachentwicklungsstand bei Kindern im Alter von 12 und 24 Monaten zu erfassen. Dafür stehen mit ELFRA-1 und der ELFRA-2 zwei Versionen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um ein Screening-Verfahren, mit dem Kinder mit einem Risiko für eine Sprachentwicklungsstörung identifiziert werden können. Für diese Kinder sollte anschließend eine weiterführende Diagnostik stattfinden. Der Fragebogen wird in der Regel von der primären Bezugsperson des Kindes ausgefüllt, die Auswertung erfolgt durch Fachpersonal wie Kinderärztinnen und -ärzte oder Erzieherinnen und Erzieher.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 16.7.2020

Welches Ziel hat das Tool?

Der ELFRA ist ein Screening-Instrument und wird vorrangig für diagnostische Zwecke bei Kindern im Alter von 12 und 24 Monaten eingesetzt. Orientierend kann man den Fragebogen auch bei 18 und 36 Monate alten Kindern einsetzen. Einschränkend ist hier zu erwähnen, dass für die Kinder mit 3 Jahren nicht alle Skalen eingesetzt werden können, da es in diesem Alter nicht möglich ist, den Wortschatz mit Hilfe eines Fragebogens valide zu erfassen. Die Skalen sollen dabei helfen, Verzögerungen im Spracherwerb möglichst frühzeitig zu erkennen und Kinder zu identifizieren, bei denen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Schwierigkeiten im Spracherwerb vorliegt.

Das Tool ist in den Modulen E1 „gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“ und E2 „Unterstützung der Sprachentwicklung von Kindern unter 3 Jahren“ einsetzbar.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Mit Hilfe von ELFRA-1 und ELFRA-2 wird in der Regel der sprachliche Entwicklungsstand bei Kindern im Alter von 12 und 24 Monaten erfasst (ggfs. bei Schwierigkeiten im Spracherwerb auch bei Kindern im Alter von 18 und 36 Monaten). Beim ELFRA handelt es sich um ein Screening-Instrument. Wird ein Kind aufgrund der Ergebnisse im ELFRA als auffällig im Spracherwerb eingestuft, so sollte eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Ziel ist es, Verzögerungen beim Spracherwerb möglichst früh zu erkennen, um diesen zeitnah durch entsprechende Fördermaßnahmen entgegenzuwirken. Der ELFRA wird teilweise auch in den kinderärztlichen Kontrolluntersuchungen U6 und U7 eingesetzt.

Wie funktioniert das Tool?

Der ELFRA enthält zwei Fragebogenversionen, ELFRA-1 für Kinder im Alter von 12 Monaten sowie den ELFRA-2 für Kinder im Alter von 24 Monaten. Zunächst machen die Eltern bzw. eine die Untersuchung veranlassende Person in beiden Fragebögen allgemeine Angaben zum Anlass der Untersuchung, zum Kind und zu einer möglichen Mehrsprachigkeit. Zudem stehen einige Zeilen für weitere Anmerkungen zur Verfügung.

Beim ELFRA-1 für die 12 Monate alten Kinder werden vier Entwicklungsskalen erfasst: Sprachproduktion, Sprachverständnis, Gesten und Feinmotorik. Der Fragebogen selbst besteht aus den drei Teilen Sprache, Gesten und Feinmotorik. Die Entwicklungsskalen Sprachproduktion und Sprachverständnis werden gemeinsam im Teil Sprache erfasst. Jede Skala enthält einleitend kurze Hinweise zum Ausfüllen. Im Folgenden werden die einzelnen Teile genauer beschrieben.
Der Sprachteil gliedert sich weiter auf in drei Unterskalen: produktiver und rezeptiver Wortschatz, Produktion von Lauten und Sprache sowie Reaktion auf Sprache.

Die Unterskala produktiver und rezeptiver Wortschatz besteht aus 164 Wörtern, die 13 verschiedenen semantischen Kategorien zugeordnet sind (z.B. enthält die Kategorie Satzwörter „Bitte“ und „Danke“). Für jedes Wort gibt es zwei Antwortmöglichkeiten. Die einschätzende Bezugsperson soll die Antwortmöglichkeit versteht ankreuzen, wenn das Kind das Wort versteht, es aber selber noch nicht sagt. Die Antwortmöglichkeit versteht und spricht wird angekreuzt, wenn das Kind das Wort auch selber sagt. Dabei reicht es, wenn das Wort nur einmal gesagt wurde oder das Wort anders ausgesprochen wird (z.B. „Raffe“ statt Giraffe). Wird ein Wort (noch) nicht verstanden, so kreuzen die einschätzenden Bezugspersonen nichts an.

Mit der Unterskala Produktion von Lauten und Sprache werden sprachspezifische Vorläuferfähigkeiten abgefragt wie zum Beispiel das Nachahmen von Geräuschen und Sprachmelodien (z.B. Mein Kind macht Geräusche nach wie Husten, Telefonklingeln, Motorgeräusche usw.). Die Skala besteht aus 17 Fragen, die die ausfüllende Bezugsperson mit ja oder nein ankreuzen kann.

Die Unterskala Reaktion auf Sprache besteht aus sieben Fragen und erfasst, ob das Kind bereits Reaktionen auf den Namen, Verbote und Aufforderungen zeigt (z.B. mein Kind reagiert auf seinen Namen, indem es sich herumdreht und den Sprecher/die Sprecherin anschaut). Auch hier gibt es die Antwortmöglichkeiten ja und nein.

Die Skala Gesten besteht aus 30 Fragen. Diese Skala enthält Reaktionen auf Frageroutinen, instrumentelle Gesten, abstraktere symbolische Gesten und typische Handlungsfolgen, z.B. mein Kind zeigt auf einen Gegenstand, den es haben möchte. Die Fragen können entweder bejaht oder verneint werden.

Im Teil Feinmotorik enthält der Bogen 13 Fragen zum feinmotorischen Entwicklungsstand des Kindes, z.B. „kann ihr Kind schon eine Tasse am Henkel halten und alleine daraus trinken?“ Auch hier gibt es die Antwortalternativen ja oder nein.

Zur Auswertung werden die im Fragebogen angekreuzten Antworten der einzelnen Unterskalen und Skalen zusammengezählt. Im Fragebogen sind Kästen vorgegeben, in welche die entsprechende Summe der angekreuzten Antworten eingetragen wird.
Die aufsummierten Werte werden in einem Auswertungsbogen getrennt für die jeweiligen vier Entwicklungsskalen eingetragen. Die Skala Sprachproduktion enthält dabei die Items produktiver Wortschatz (Items, bei denen versteht und spricht angekreuzt wurde) sowie die Items der Unterskala Produktion von Lauten und Sprache. Das Sprachverständnis enthält die Items, die mit versteht und versteht und spricht angekreuzt wurden, sowie die Items aus der Unterskala Reaktion auf Sprache. Für alle vier Skalen ist jeweils ein kritischer Wert angegeben. Dieser kritische Wert wurde jeweils bei dem Leistungsstand festgesetzt, den 80% von Kindern aus einer untersuchten Gesamtstichprobe (s. empirische Fundierung) erfolgreich zeigen konnte, während 20% der Gesamtstichprobe eine darunter liegende Leistung zeigte. Es besteht außerdem die Möglichkeit anzukreuzen, ob der kritische Wert unterschritten wurde oder nicht. Ein Kind wird dann als sogenanntes Risikokind für die Entwicklung von Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung eingestuft, wenn es auf einer der beiden Skalen Sprachproduktion oder Sprachverständnis den kritischen Wert unterschreitet. Sind beide Skalen betroffen, so ist der Befund als besonders auffällig zu werten. Kommt hinzu, dass auch in einem oder beiden Skalen Gesten und Feinmotorik der kritische Wert nicht erreicht wird, so ist dies als besonders schwerer Fall einzustufen. In allen Fällen von Auffälligkeiten sollte eine weiterführende Diagnostik durchgeführt werden. Im Manual werden entsprechende Fallbeispiele dargestellt.

Der ELFRA-2 für die Kinder im Alter von 24 Monaten fragt drei Bereiche ab: produktiver Wortschatz, Syntax und Morphologie. Für jede Skala enthält der Bogen zunächst Hinweise zum Ausfüllen.
Die Skala produktiver Wortschatz besteht aus der gleichen Wortschatzliste des ELFRA-1 sowie 96 zusätzlichen Wörtern. Die Wörter sind insgesamt 20 Kategorien zugeordnet (z.B. Kategorie Fragewörter „wann“, „wo“ usw.). Wenn ein Kind ein Wort schon einmal gesagt (=produziert) hat, kreuzt die einschätzende Bezugsperson dieses Wort an. Wird das Wort vom Kind (noch) nicht produziert, wird entsprechend nichts markiert. Es reicht, wenn das Kind das Wort nur einmal gesagt hat oder das Wort anders ausspricht (z.B. „Raffe“ statt Giraffe). Die Eltern fragen ihr Kind nicht aktiv nach den Wörtern, während sie den Fragebogen ausfüllen, sondern nehmen die Einschätzung, ob ihr Kind dieses Wort bereits beherrscht, aus ihren Alltagsbeobachtungen vor.

Bei der Skala Syntax wird zunächst abgefragt, ob das Kind begonnen hat, Wörter miteinander zu verbinden wie z.B. „Papa Tasche“ oder „Teddy holen“. Wird die Frage verneint, endet der Fragebogen damit. Bei einer positiven Antwort wird der Fragebogen vollständig ausgefüllt. Es folgen 25 Items, mit denen mögliche vom Kind produzierte Aussagen, Fragen und Satzbeispiele abgefragt werden. Dabei stehen für jedes Item verschiedene Antwortmöglichkeiten zur Verfügung, z.B. Wenn ihr Kind sagen will, wem etwas gehört, sagt es dann so etwas Ähnliches wie „Mama Schere“, „Mamas Schere“, „das Mamas Schere“, „das ist Mamas Schere“. Es besteht außerdem die Möglichkeit „Mein Kind sagt so etwas noch nicht“ anzukreuzen.

Im letzten Teil Morphologie wird die Entwicklung morphologischer Fähigkeiten überprüft. Dazu werden elf Fragen gestellt, die inhaltlich abfragen, ob das Kind schon Besitz, Mehrzahl, Vergangenheit und Tätigkeiten sprachlich ausdrücken kann. Einige Fragen können nur mit ja oder nein beantwortet werden, z.B. „Hat ihr Kind schon begonnen, die Mehrzahl zu bilden, z.B. Kinder, Schuhe, Häuser oder auch Kindern, Schuhen, Häusers?“ Bei anderen Fragen stehen verschiedene Antwortmöglichkeiten zur Verfügung, die entweder mit einem oder zwei Punkten gewertet werden, z.B. „Wenn mein Kind wir gehen sagen möchte, sagt es am ehesten gehen, wir geh oder wir gehen“. Produziert das Kind keine dieser Antworten, so wird nichts angekreuzt.

Die Auswertung von ELFRA-2 erfolgt, in dem die angekreuzten Antworten der einzelnen Skalen (produktiver Wortschatz, Syntax und Morphologie) summiert und in die dafür auf dem Fragebogen vorgesehenen Kästen eingetragen werden. Dabei ist zu beachten, dass man bei den Skalen Syntax und Morphologie bei manchen Items ein oder zwei Punkte vergeben kann. Im Manual befindet sich ein Auswertungsschema, in dem beschrieben ist, für welche Antwort welche Punktzahl vergeben wird. Die Summenwerte werden als Rohwerte auf einem Auswertungsbogen getrennt für die drei Entwicklungsskalen eingetragen. Für jede Skala ist ein kritischer Wert angegeben, mit dem der vom Kind erreichte Wert verglichen wird. Wie beim ELFRA-1 liegt dieser kritische Wert jeweils bei dem Leistungsstand, den 80% von Kindern einer untersuchten Gesamtstichprobe (s. empirische Fundierung) erfolgreich zeigte, während 20% der Gesamtstichprobe eine schlechtere Leistung erbrachte. Unterschreitet ein Kind beim produktiven Wortschatz den kritischen Wert von 50 Wörtern, so ist es als sogenanntes Risikokind in Bezug auf die Entwicklung von Sprachauffälligkeiten einzustufen und es bedarf einer weiterführenden Diagnostik. Die Skala produktiver Wortschatz stellt im Vergleich zu den Skalen Syntax und Morphologie die bedeutsamere Skala dar. Kommt es hier zu auffälligen Werten, sind in der Regel die anderen beiden Skalen auch betroffen. Unterschreitet ein Kind den kritischen Wert im Bereich produktiver Wortschatz nicht, kann es aber auch nicht mehr als 80 Worte aktiv sprechen, so sollten die Ergebnisse der anderen beiden Skalen zur Risikoeinschätzung hinzugezogen werden. Kommt es zusätzlich bei beiden Skalen zu einer Unterschreitung des kritischen Wertes, so bedarf es auch hier einer weiterführenden Diagnostik.

Für ELFRA-2 steht eine Kurzversion zur Verfügung. Diese enthält nur die Skala produktiver Wortschatz, die Skalen Syntax und Morphologie entfallen.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Das Testpaket enthält ein Manual, zehn Fragebögen ELFRA-1, zehn Fragebögen ELFRA-2, zehn Fragebögen ELFRA-2-Kurzversion, zehn Auswertungsbögen ELFRA-1/ELFRA-2.

Auswertung: Im Testpaket befinden sich Auswertungsbögen für beide Fragebögen. Für den ELFRA-2 gibt es außerdem ein Auswertungsschema im Manual sowie eine detaillierte Beschreibung der Auswertung.

Durchführungsdauer: Die Durchführungsdauer beider Fragebögen ist im Manual nicht angegeben.

Schulung: Alle erforderlichen Informationen sind im beiliegendem Manual enthalten. Für die Durchführung wird keine zusätzliche Schulung benötigt. Der ELFRA kann von pädagogischem Fachpersonal durchgeführt werden.

Preis: Für 163,00 Euro bekommt man ein komplettes Testpaket, bestehend aus Manual, zehn Fragebögen ELFRA-1, zehn Fragebögen ELFRA-2, zehn Fragebögen ELFRA-2-Kurzversion, zehn Auswertungsbögen ELFRA-1/ELFRA-2.

Zugänglichkeit: Das Testverfahren kann direkt beim Hogrefe-Verlag bestellt werden (s.Links).

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Grimm, Doil, Aktaş und Frevert (2019) geben tabellarisch einen Überblick über die Meilensteine der Sprachentwicklung von einem Monat bis 24 Monaten. Als besonders wichtig für die Früherkennung von Risikokindern erachten sie die Anzahl vom Kind selbst produzierter Wörter. Kinder, die im Alter von 24 Monaten noch nicht mehr als 50 Wörter produzieren, werden als sogenannte „late-talkers“ bezeichnet („Spät-Sprechende“, Grimm, 1999). Diese Kinder haben ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Sprachentwicklungsstörung mit Folgen für die kognitive und psycho-soziale Entwicklung (Grimm, 2003). Grimm (2003) beschreibt drei Komponenten, die beim Spracherwerb zusammenwirken: Vorläuferfähigkeiten, Input und Motivation. Bei einer defizitären Sprachentwicklung muss geprüft werden, welche dieser Komponenten daran beteiligt sein könnten. Mit Vorläuferfähigkeiten wird darauf Bezug genommen, dass Kinder von Beginn an über Fähigkeiten verfügen, die ihnen helfen, Sprache zu erwerben. Dazu gehört beispielsweise die Fähigkeit zu imitieren, Informationen zu speichern und unterschiedlichen Kategorien zuzuordnen. Unter dem Input wird die sprachbezogene Anregung durch die primäre Bezugsperson des Kindes verstanden, die das unmittelbare Sprachmodell für das Kind darstellt. Die Motivation meint das kommunikative Bedürfnis eines Kindes, sich mitzuteilen und seine Aufmerksamkeit auf Gesicht und Stimme der Bezugsperson zu richten.

Ziel bei der Entwicklung des ELFRAs war es, ein Screening-Instrument zu bekommen, das den diagnostischen Früherkennungsprozess im Bereich Sprache unterstützen kann. Die Autoren orientierten sich dabei an einem erfolgreich eingesetzten amerikanischen Elternfragebogen, The MacArthur Communicative Development Inventories (CDI, Fenson et al., 1993) sowie an der Wortschatzliste The Language Development Survey (Rescorla, 1989). Im ELFRA-1 wird neben dem produktiven Wortschatz auch die Skala Produktion von Lauten und Sprache eingesetzt, da diese bedeutende Zusammenhänge mit späteren Sprachleistungen zeigte (z.B. Perfetti, Georgi & Beck, 1993). Das Sprachverständnis wird geprüft, da Kinder zunächst mehr verstehen als selber produzieren können (z.B. Golinkoff, Hirsh-Pasek, Cauley & Gordon, 1987). Gesten stellen einen weiteren bedeutsamen Bereich beim frühen Spracherwerb dar. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Kinder, die im Alter von drei Jahren eine Sprachentwicklungsstörung haben, zu früheren Zeitpunkten deutlich weniger Gesten verwendeten (Thal & Tobias, 1992). Die Feinmotorik wurde dem ELFRA-1 hinzugefügt, um Anhaltspunkte zum entwicklungsneurologischen Entwicklungsstand eines Kindes zu erhalten.

Beim ELFRA-2 werden neben dem produktiven Wortschatz auch Syntax und Morphologie erfasst. Bei der Auswahl der Items zur Erfassung der syntaktischen Fähigkeiten stützen sich die Autoren auf eigene Untersuchungen (z.B. Grimm, 1993). Auch die Auswahl der Fragen aus dem Bereich Morphologie stützt sich auf verschiedene Untersuchungen (z.B. Clahsen, Rothweiler, Woest & Marcus, 1992).

Insgesamt liegt somit eine theoretische Fundierung beim ELFRA vor.

b) empirische Fundierung

Für die Standardisierung des Fragebogens wurden 140 Kinder im Alter von 12, 18, 24 und 36 Monaten längsschnittlich untersucht.

Durchführungs- und Auswertungsobjektivität sind durch ausführliche Instruktionen und eindeutige Auswertungsvorgaben gegeben.

Zur Prüfung, ob ELFRA den Sprachentwicklungsstand zuverlässig erfasst, ermittelten die Autoren interne Konsistenzen. Hier zeigten sich beim ELFRA-1 und ELFRA-2 zufriedenstellende Reliabilitäten bis auf die Skala Feinmotorik beim ELFRA-1, die eine nur geringe Reliabilität hat. Da diese Skala für den diagnostischen Prozess aber nur eine untergeordnete Rolle spielt, sind die Fragebögen insgesamt als reliabel einzustufen.

Zur Berechnung, ob der Test inhaltlich tatsächlich das erfasst, was er auch erfassen soll (nämlich die Sprachentwicklung), prüften die Autoren zum einen die konvergente Validität und untersuchten, wie der ELFRA mit anderen Verfahren zur Erfassung von frühen Sprachfähigkeiten zusammenhängt. Dabei zeigten sich beispielsweise hohe Zusammenhänge zwischen dem ELFRA-2 und dem Wortschatzwert des SETK-2 (Grimm, 2016).

Zum anderen berechneten die Autoren die prognostische Validität Hierzu ermittelten sie Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen von Kindern in der ELFRA-2 Skala Sprachproduktion und späteren sprachlichen Fertigkeiten derselben Kinder im Alter von drei Jahren, erfasst mit den Bayleyscales und dem SETK 3-5 (Grimm, 2001; Grimm, Doil, Aktaş & Frevert, 2019). Dabei ergaben sich Zusammenhänge zwischen der ELFRA-2 Sprachproduktion mit Grammatik, Satzproduktion und Satzverstehen. Auch zwischen ELFRA-1 und sprachlichen Fertigkeiten mit drei Jahren zeigten sich Zusammenhänge, wobei hier die Skalen Sprachproduktion und Gesten des ELFRAs-1 am besten die späteren Fertigkeiten vorhersagten.

Weiterhin konnten Zusammenhänge zwischen dem Wortschatz (ELFRA-2) und dem phonologischen Arbeitsgedächtnis im Alter von drei Jahren und fünf Jahren mit dem Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC, Jansen, Mannhaupt, Marx & Skowronek, 1999) gefunden werden. Weitere Studien zur prognostischen Validität des ELFRAs werden im Manual beschrieben. Insgesamt lässt sich das Verfahren als valide einstufen.

Eine empirische Fundierung ist somit für das Verfahren ELFRA gegeben.

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder (SETK-2)

Alter: 1; 2; 3

Klassenstufe: Kita

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Homepage der Hogrefe Testzentrale mit Bestellmöglichkeit für den Test:
https://www.testzentrale.de/shop/elternfrageboegen-fuer-die-frueherkennung-von-risikokindern-89437.html [10.11.2020]

Literaturhinweise

Clahsen, H., Rothweiler, M., Woest, A. & Marcus, G. F. (1992). Regular and irregular inflection in the acquisition of German noun plurals. Cognition, 45, 225-255.

Fenson, L., Dale, P. S., Reznick, J. S., Thal, D. J., Bates, E., Hartung, J. P., Pethick, S. & Reilly, J. S. (1993). MacArthur Communicative Development Inventories. San Diego, CA: Singular Publishing Group.

Golinkhoff, R. M., Hirsh-Pasek, K., Cauley, K. & Gordon, L. C. (1987). The eyes have it: Lexical and syntactic comprehension in a new paradigm. Journal of Child Language, 14, 23-45.

Grimm, H. (1993). Syntax and morphological difficulties in german-speaking children with specific language impairment (developmental Dysphasia): Implications for diagnosis and intervention: In H. Grimm & H. Skowronek (Hrsg.). Language acquisitions problems and reading disorders: Aspects of diagnosis and intervention (S. 25-63). Berlin: de Gruyter.

Grimm, H. (1999). Störungen der Sprachentwicklung: Grundlagen – Ursachen – Diagnose – Intervention – Prävention. Göttingen: Hogrefe.

Grimm, H. (2001). Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5). Diagnose von Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. Göttingen: Hogrefe.

Grimm, H. (2003). Störungen der Sprachentwicklung: Grundlagen – Ursachen – Diagnose – Intervention – Prävention. (Ergänzte und erweiterte 2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Grimm, H., Aktaş, M. & Frevert, S. (2016). Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder (SETK-2). Göttingen: Hogrefe.

Grimm, H., Doil, H., Aktaş, M. & Frevert, S. (2019). ELFRA. Elternfragebögen für die Früherkennung von Risikokindern.. Göttingen: Hogrefe.

Jansen, H., Mannhaupt, G., Marx, H. & Skowronek, H. (1999). Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC). Göttingen: Hogrefe.

Perfetti, C. A., Georgi, M. C.,& Beck, I. (1993). Implications of the Pittsburgh Study for issues of risk. In H. Grimm & H. Skowronek (Hrsg.). Language acquisitions problems and reading disorders: Aspects of diagnosis and intervention (S. 193-208). Berlin: de Gruyter.

Rescorla, L. (1989). The language development survey: A screening tool for delayed language in toddlers. Journal of Speech and Hearing disorders, 54, 587-599.

Thal, D. J. & Tobias, S. (1992). Communicative gestures in children with delayed onset of oral expressive vocabulary. Journal of Speech and Hearing Research, 35, 1281-1289.

Hinweis:
Die Verfahren (Tools), die Sie hier finden, werden in der Bund-Länder Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) eingesetzt und wurden bislang aus wissenschaftlicher Sicht als empfehlenswert identifiziert. Aspekte der praktischen Anwendbarkeit werden in der Projektlaufzeit ergänzt. Verfahren mit einer grünen Kennzeichnung genügen wissenschaftlichen Minimalstandards. Verfahren mit einer gelben Kennzeichnung genügen überwiegend diesen Minimalstandards zeigen jedoch Optimierungsbedarfe, auf die in vorangestellten Anmerkungen hingewiesen wird.
Bei den hier aufgeführten Verfahren handelt es sich keineswegs um eine erschöpfende Bewertung aller in BiSS verwendeten Verfahren oder gar sämtlicher verfügbarer Verfahren, sondern um einen VORLÄUFIGEN Stand, der diagnostische Tools berücksichtigt. Eine kriteriale Empfehlungsgrundlage für Förder-Tools wurde ebenfalls im Trägerkonsortium erarbeitet und ist in den Tabellen Qualitätscheck der Förderkonzepte und Förderinstrumente einsehbar.

Letzte Änderung am: 06.12.2021

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