Lesegeschwindigkeits- und -verständnistest für die Klassen 5-12 (LGVT 5-12+) 2., erweiterte und neu normierte Auflage

DiagnoseSekundarstufe
grüner Punkt Das Verfahren entspricht den Minimalstandards. Da es sich um ein Testverfahren/Screening handelt, wird eine Anwendung nur durch diagnostisch geschultes Personal empfohlen.

Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte zeigen.)

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Sekundar 11,12 12 bis 17 grüner Punkt grüner Punkt gelber Punkt

Kurzbeschreibung

Preis: 96,00 Euro.

Der LGVT 5-12+ ist ein Testverfahren, mit dem das Leseverständnis, die Lesegeschwindigkeit und die Lesegenauigkeit in den Klassen 5 bis 13 erfasst werden können. Um das Leseverständnis zu erfassen, müssen die Schülerinnen und Schüler in einem vorgegebenen Text verschiedene Wörter aus einer Auswahl von jeweils drei dargebotenen Wörtern so auswählen, dass es inhaltlich sinnvoll ist. Die Lesegeschwindigkeit wird über die Anzahl der gelesenen Wörter innerhalb einer vorgegebenen Zeit erfasst. Zusätzlich wurde in der Neuauflage des Verfahrens eine Skala für die Lesegenauigkeit aufgenommen. Der Test ist als Einzel- oder Gruppentest durchführbar. Weitere Neuerungen im Vergleich zur Vorgängerversion bestehen in der überarbeiteten Normierung und darin, dass der Test bereits ab Klasse 5 statt wie bisher ab Klasse 6 einsetzbar ist. Die Testzeit wurde auf sechs statt wie bisher vier Minuten verlängert und die Anzahl auszuwählender Wortstellen im Text erhöht. Dies erlaubt eine bessere Differenzierung im unteren Leistungsbereich. Außerdem wurden zwei neue Texte als Paralleltestversionen aufgenommen, was Verlaufsbeobachtungen ermöglicht.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 12.08.2020

Welches Ziel hat das Tool?

Der LGVT 5-12+ ist ein Diagnostik-Tool und hat zum Ziel, sowohl das Leseverständnis als auch die Lesegeschwindigkeit und Lesegenauigkeit auf ökonomische Weise zu erfassen. Dadurch lassen sich die Lesekompetenzen eines Schülers oder einer Schülerin oder mehrerer Schüler und Schülerinnen gleichzeitig einschätzen und ein möglicher Förderbedarf feststellen.

Das Tool ist in den Modulen S1 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit“ und S2 „Lese- und Schreibstrategien im Verbund vermitteln“ einsetzbar.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Mit Hilfe des Testverfahrens LGVT 5-12+ lässt sich die Lesekompetenz einzelner Schülerinnen und Schüler oder der Leistungsstand einer ganzen Klasse einschätzen. So kann ein möglicher Förderbedarf festgestellt werden. Der Test hat eine kurze Bearbeitungszeit von insgesamt 12 Minuten und erlaubt neben der Einzeltestung auch eine Gruppentestung. Mehrsprachigkeit wird in diesem Verfahren nicht berücksichtigt. Zielgruppe des LGVTs sind Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 13, wobei gesicherte Normen getrennt nach Gymnasium und Nicht-Gymnasium (ohne Sonderschule) für die Klassen 5 bis 10 vorliegen, für die Klassenstufen 11 und 12 liegen Normen für das Gymnasium vor, die auch im 13. Jahrgang angelegt werden können.

Wie funktioniert das Tool?

Der LGVT 5-12+ ist in Klassenzimmern oder vergleichbaren Räumen mit genügend Platz für alle Schülerinnen und Schüler durchführbar. Zur Durchführung des LGVT 5-12+ wird den Schülerinnen und Schülern ein Lückentext vorgelegt. Für jede Lücke gibt es eine Auswahl von drei Wörtern in eckigen Klammern [...]. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, das Wort zu unterstreichen, das dem Satz bzw. Text eine sinnhafte Bedeutung gibt.

Der Test beginnt zunächst damit, dass der Testleiter oder die Testleiterin die Instruktionen wörtlich vorlesen. Die Instruktionen finden sich detailliert im Testmanual. Nach einem Übungsbeispiel bearbeiten die Schülerinnen und Schüler den Lückentext. Für die Bearbeitung stehen den Schülerinnen und Schülern sechs Minuten zur Verfügung. Nach Ablauf der Bearbeitungszeit gibt der Testleiter oder die Testleiterin ein Stoppsignal. Die Schülerinnen und Schüler unterbrechen daraufhin sofort das Lesen und umkreisen das zuletzt gelesene Wort.

Die Gesamtdurchführungsdauer inklusive Instruktionen wird mit etwa 12 Minuten angegeben. Diese teilt sich auf in ca. fünf bis sechs Minuten für Instruktionen inkl. Übungsbeispiel sowie sechs Minuten reine Bearbeitungszeit.

Mit Hilfe eines Auswertungsbogens kann der Testbogen einfach ausgewertet werden. Es werden drei Ergebniswerte ermittelt: einer für das Leseverständnis einer für die Lesegeschwindigkeit und einer für die Lesegenauigkeit. Zur Ermittlung des Leseverständnisses wird die Summe der korrekten Wortunterstreichungen ermittelt und mit 2 multipliziert (für jede richtige Unterstreichung gibt es also 2 Punkte). Bei mehreren oder falschen Antworten in einer Klammer wird je ein Punkt von der Summe abgezogen. Wurde in einer Klammer nichts unterstrichen, wird kein Punkt vergeben. Die Lesegeschwindigkeit ergibt sich aus der Anzahl gelesener Wörter innerhalb der vorgegebenen Zeit.

Auf dem Auswertungsbogen ist vermerkt, wie viele Worte jeweils bis zu einer eckigen Klammer gelesen wurden; hinzuaddiert werden die Worte bis zum umkreisten, zuletzt gelesenen Wort. Wurde kein Wort umkreist, wird die Wortanzahl bis zur letzten bearbeiteten Klammer auf dem Auswertungsbogen abgelesen.

Der Lesegenauigkeitsindex wird ermittelt, indem die Anzahl korrekt unterstrichener Wörter durch die Anzahl der insgesamt bearbeiteten Items (in eckigen Klammern) geteilt und mit 100 multipliziert wird.

Im Manual befinden sich Normtabellen, in denen die Normen getrennt für die verschiedenen Klassenstufen und für die Klassen 5 bis 10 aufgeteilt nach Gymnasium und Nicht-Gymnasium angegeben sind; für die Klassen 11 und 12 für das Gymnasium; letztere können auch für Klasse 13 angelegt werden. In den Tabellen lässt sich ablesen, welche Normwerte (Prozentränge) den vorher ermittelten Rohwerten zugeordnet werden. Auch eine Tabelle zur Umrechnung in T-Werte ist enthalten. Erst mit Hilfe der Normwerte lässt sich die Leistung der Schülerinnen und Schüler interpretieren. Die Mittelwerte der Normstichprobe beziehen sich auf Werte, die im Januar ermittelt wurden. Da der Testzeitpunkt in der Praxis auch in anderen Monaten vorkommt, gibt es eine Korrekturtabelle, um Fehleinschätzungen zu vermeiden, die durch Abweichungen des Testtermins (z.B. im September) vom Normierungszeitpunkt (Januar) aufgrund abweichender Lernstände zustande kommen könnten.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Zur Durchführung des Tests wird der LGVT 5-12+ benötigt, der das Manual mit den Instruktionen enthält und eine entsprechende Anzahl von Testbögen je Schülerin und Schüler sowie die Auswertungsbögen. Zusätzlich werden je Testperson zwei Stifte (davon ein Ersatzstift) sowie eine Uhr mit Sekundenanzeige für die Testleiterinnen oder Testleiter benötigt.

Auswertung: Es liegt ein Auswertungsbogen bei, der eine einfache Auswertung ermöglicht.

Durchführungsdauer: 12 Minuten inklusive der Testinstruktionen.

Preis: Der vollständige Test kostet 96 Euro und besteht aus dem Manual, einer Mappe, je fünf Testbögen der drei parallelen Textvarianten (Laufburschentext, Rosenkohltext und Töchtertext) sowie jeweils fünf Auswertungsbögen für diese Textvarianten. Zehn zusätzliche Testhefte kosten je Textvariante 17,70 Euro, 25 Auswertungsbögen kosten 9,80 Euro.

Schulung: Alle erforderlichen Informationen zur Testdurchführung finden sich im Manual. Der Test kann von Schulpsychologinnen und -psychologen, Psychiaterinnen und Psychiatern, Pädagoginnen und Pädagogen mit Hilfe des Manuals durchgeführt werden, psychodiagnostische Grundkenntnisse sollten jedoch vorhanden sein. Eine zusätzliche Schulung ist nicht notwendig.

Zugänglichkeit: Das Testverfahren kann direkt beim Hogrefe Verlag bestellt werden (s. Links).

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Die Autoren legen ihrer Testkonstruktion Erkenntnisse zur Entwicklung der Lesekompetenz zugrunde, denen zufolge der Leseerwerb über verschiedenen Stadien von Lesestrategien abläuft (z.B. Schneider, 2017). Ferner berufen sich die Autoren auf Forschungsarbeiten, die gezeigt haben, dass Lesen eine aktive Konstruktionsleistung darstellt (vgl. Artelt et al., 2005). Zunächst erlernt ein Schüler beim Lesen die technischen Aspekte (vgl. Schneider, 2004). Mit zunehmender Übung laufen diese Prozesse automatisiert ab, sodass sich die Lesegeschwindigkeit erhöht. Damit einhergehend stehen dem Leser mehr Ressourcen zur Verfügung, sich auf die Bedeutung eines Textes zu konzentrieren (für einen Überblick siehe Schiefele, Artelt, Schneider & Stanat, 2004). Umgekehrt bedeutet dies, dass die Erfassung der Bedeutung eines Textes erschwert ist, wenn ein Leser die technischen Aspekte des Lesens noch nicht ausreichend beherrscht. Folglich liefert neben dem Textverständnis auch die Lesegeschwindigkeit in Zusammenhang mit der Lesegenauigkeit wichtige diagnostische Informationen über die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern.

b) empirische Fundierung

Die Objektivität des Verfahrens kann als gegeben angesehen werden, und zwar aufgrund standardisierter Instruktionen, genauer Auswertungsanweisungen und Normtabellen zur Interpretation der Ergebnisse.

Im Hinblick auf die Genauigkeit (Reliabilität) des Tests, also die Frage, wie zuverlässig der Test Leseverständnis, -geschwindigkeit und –genauigkeit erfasst, wurden Retestreliabilität und Paralleltestreliabilität bestimmt. Die Paralleltestreliabilität wurde für Leseverständnis und Lesegeschwindigkeit ermittelt, und zwar für den Laufburschentext und den Rosenkohltext an einer Teilstichprobe von 634 bis 763 Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse. Sie kann mit Werten zwischen .78 und .83 als zufriedenstellend bewertet werden, liegt jedoch offenbar nur für diese Klassenstufe vor. Die Retestreliabilität wurde an 51 bis 65 Schülerinnen und Schülern für alle drei Texte (Rosenkohl-, Laufbuschen- und Töchtertext) für Leseverständnis, Lesegeschwindigkeit und Lesegenauigkeit ermittelt. Auch hier zeigten sich zufriedenstellende Werte zwischen .72 und .88.

Im Hinblick auf die Validität, also in Bezug auf die Frage, ob der Test auch tatsächlich das misst, was er zu messen vorgibt, wurde für den LGVT 5-12+ im Rahmen der PULSS-Studie (Schneider, Preckel & Stumpf, 2014) die Kriterienvalidität. Es wurden nur wenige empirische Validitätserhebungen durchgeführt. Dies wird damit begründet, dass die Vorgängerversion LGVT 6-12 umfassend validiert wurde und sich für den aktuellen LGVT 5-12+ in einer Untersuchung an 125 bis 246 Schülerinnen und Schülern vergleichbare Übereinstimmungen zwischen einem kognitiven Fähigkeitstest und dem Leseverständnis zeigen. Die Validierung des LGVT 6-12 wird deshalb im Manual noch einmal ausführlicher dargestellt.

So wurde der Zusammenhang von Leseverständnis und Lesegeschwindigkeit mit verschiedenen anderen lesebezogenen Tests untersucht. Dabei ergab sich für das Leseverständnis eine hinreichend hohe Validität. Im Vergleich dazu fielen die Zusammenhänge zwischen der Lesegeschwindigkeit als indirektem Wert zur Erfassung des Leseverständnisses und den aufgeführten Kriterien schwächer aus. Die Autoren vermuten, dass sich der geringere Zusammenhang darauf zurückführen lässt, dass einige Schüler den Text zwar rasch lesen, ohne dabei aber den Inhalt zu verstehen. Dies ließ sich besonders bei den Hauptschülern beobachten. Folglich wurde bei der Berechnung der Testwerte eine Ratekorrektur verwendet (vgl. Lienert & Raatz, 1994), um diesem Phänomen entgegenzuwirken. Darüber hinaus sollten beide Werte (Leseverständniswert und Lesegeschwindigkeitswert) miteinander verglichen werden, um die Leistung sinnvoll interpretieren zu können. Im LGVT 5-12+ kann außerdem der Lesegenauigkeitsindex zu Rate gezogen werden.

Für die Normierung des LGVT 5-12+ wurden 7.124 Schülerinnen und Schüler aus 13 Bundesländern untersucht und aufgrund der zunehmenden Auflösung des dreigliedrigen Schulsystems nach nur zwei Schulformen unterschieden, nämlich nach Gymnasium und Nicht-Gymnasium. Der Anteil von Jungen und Mädchen in der Stichprobe war ausgeglichen. Die Normwerte für Jungen und Mädchen werden nicht getrennt dargestellt, da die Mädchen zwar in den meisten Klassen geringfügig höhere Werte beim Leseverständnis erzielten, dieser Effekt jedoch gering war und im Bildungssystem die Bewertung nicht geschlechtsspezifisch erfolgt. Zur Interpretation einer erzielten Leistung werden Prozentränge angegeben und eine Tabelle für die Umrechnung in T-Werte vorgehalten.

Der Test kann als empirisch fundiert angesehen werden.

Alter: 12; 13; 14; 15; 16; 17

Klassenstufe: 6; 7; 8; 9; 10; Sek II

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Website der Hogrefe Testzentrale mit Bestellmöglichkeit:
https://www.testzentrale.de/shop/lesegeschwindigkeits-und-verstaendnistest-fuer-die-klassen-5-12.html [26.02.2021]

Literaturhinweise

Artelt, C., Mcelvany, N., Christmann, U., Richter, T., Groeben, N., Köster, J., Schneider, W., Stanat, P., Ostermeier, C., Schiefele, U., Valtin, R. & Ring, K. (2005). Expertise Förderung von Lesekompetenz. Bonn, Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Schiefele, U., Artelt, C., Schneider, W.& Stanat, P. (2004). Struktur, Entwicklung und Förderung von Lesekompetenz: Vertiefende Analysen im Rahmen von PISA 2000. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Schneider, W.(2004). Frühe Entwicklung von Lesekompetenz: Zur Relevanz vorschulischer Sprachkompetenzen. In U. Schiefele, C. Artelt, W. Schneider, & P. Stanat (Hrsg.), Struktur, Entwicklung und Förderung von Lesekompetenz: Vertiefende Analysen im Rahmen von PISA 2000 (S. 13-36). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Schneider, W. (2017). Lesen und Schreiben lernen – Wie Kinder die Schriftsprache erobern. Heidelberg: Springer.

Schneider, W. Preckel, F. & Stumpf, E. (2014). Hochbegabtenförderung in der Sekundarstufe.Ergebenisse der PULSS-Studie zur Untersuchung der gymnasialen Begabtenklassen in Bayern und Baden-Württemberg, Karg-Heft 7. Frankfurt am Main: Karg-Stiftung.

Schneider, W., Schlagmüller, M. & Ennemoser, M. (2017). LGVT 5-12 +. Lesegeschwindigkeits- und –verständnistest für die Klassen 5-12. 2. erweiterte und neu normierte Auflage. Göttingen: Hogrefe.

Hinweis:
Die Verfahren (Tools), die Sie hier finden, werden in der Bund-Länder Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) eingesetzt und wurden bislang aus wissenschaftlicher Sicht als empfehlenswert identifiziert. Aspekte der praktischen Anwendbarkeit werden in der Projektlaufzeit ergänzt. Verfahren mit einer grünen Kennzeichnung genügen wissenschaftlichen Minimalstandards. Verfahren mit einer gelben Kennzeichnung genügen überwiegend diesen Minimalstandards zeigen jedoch Optimierungsbedarfe, auf die in vorangestellten Anmerkungen hingewiesen wird.
Bei den hier aufgeführten Verfahren handelt es sich keineswegs um eine erschöpfende Bewertung aller in BiSS verwendeten Verfahren oder gar sämtlicher verfügbarer Verfahren, sondern um einen VORLÄUFIGEN Stand, der diagnostische Tools berücksichtigt. Eine kriteriale Empfehlungsgrundlage für Förder-Tools wurde ebenfalls im Trägerkonsortium erarbeitet und ist in den Tabellen Qualitätscheck der Förderkonzepte und Förderinstrumente einsehbar.

Letzte Änderung am: 09.12.2021

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