LESEN 6-7 – Lesetestbatterie für die Klassenstufen 6-7.

Verfahren zur Erfassung der basalen Lesekompetenz und des Textverständnisses.

Kerstin Bäuerlein, Wolfgang Lenhard & Wolfgang Schneider

DiagnoseSekundarstufe

Kurzbeschreibung

Preis: 126,00 Euro.

Das Tool LESEN 6-7 ist eine Lesetestbatterie für die Klassenstufen 6-7. Es handelt es sich um ein Paper-and-Pencil-Verfahren zur Erfassung der basalen Lesekompetenz (Lesegeschwindigkeit) sowie des tiefergehenden Textverständnisses von Schülerinnen und Schülern der 6. und 7. Jahrgangsstufe. Es berücksichtigt sowohl einen Sach- wie auch einen Erzähltext. LESEN 6-7 ist einzeln oder in der Gruppe, zum Beispiel zur Feststellung der Lesekompetenz in Schulklassen, durchführbar.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte in der Tabelle zeigen.)

grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Sekundar 12 11 bis 14 grüner Punkt grüner Punkt grüner Punkt
grüner Punkt Das Verfahren entspricht den Minimalstandards. Eine Anwendung als Gruppentest kann aufgrund der hohen Standardisierung durch Lehrkräfte erfolgen.
Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 04.04.2024

Welches Ziel hat das Tool?

Bei dem Tool LESEN 6-7 handelt es sich um ein diagnostisches Verfahren, mit dessen Hilfe eine umfassende Überprüfung der basalen Lesekompetenz und des tiefergreifenden Textverständnisses von Schülerinnen und Schülern der 6. und 7. Jahrgangsstufe erfolgen kann. Dadurch besteht die Möglichkeit, Defizite in der Lesekompetenz zu erkennen und gegebenenfalls Fördermaßnahmen einzuleiten. Die aus den zwei Subtests basale Lesekompetenz und Textverständnis bestehende Testbatterie kann sowohl im Gruppenverfahren oder auch als Einzeltest durchgeführt werden.

Das Tool LESEN 6-7 kann in dem Modul S1 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit“ eingesetzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das Tool LESEN 6-7 dient der Erfassung der basalen Lesekompetenz und des tiefergehenden Textverständnisses bei Schülerinnen und Schülern der 6. und 7. Jahrgangsstufe. Es ermöglicht Lehrpersonen eine Individualdiagnostik der Lesekompetenz einzelner Schülerinnen und Schüler, um mögliche Defizite im Leseverständnis zu erkennen. Die Testbatterie ist zum Beispiel geeignet im Rahmen der Diagnostik einer Lese-Rechtschreibstörung, zur Feststellung des Standes der Lesekompetenz ganzer Schulklassen sowie für die Evaluation von Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz. Somit richtet er sich vor allem an Lehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen. LESEN 6-7 ermöglicht die Erstellung eines individuellen Lesekompetenzprofils, um eventuell vorhandene Diskrepanzen zwischen der basalen Lesekompetenz und des tiefergehenden Textverständnisses aufzuzeigen. Daraus können entsprechende Fördermaßnahmen abgeleitet werden.

Mehrsprachigkeit wird im Tool nicht explizit berücksichtigt.

Wie funktioniert das Tool?

Die Testbatterie LESEN 6-7 besteht aus zwei Subtests – basale Lesekompetenz und Textverständnis. Die reine Bearbeitungszeit umfasst laut Manual maximal 39 Minuten. Sie liegt ausschließlich als Papierversion vor.

Zur Überprüfung der basalen Lesekompetenz wird eine Liste von 100 einfachen, kurzen Sätzen vorgegeben, von der die Schülerinnen und Schüler innerhalb von drei Minuten möglichst viele lesen und auf ihre inhaltliche Richtigkeit hin beurteilen sollen. So sollen die Kinder beispielsweise den Satz „Tee ist ein Getränk.“ oder „Alle Bäume sind lila.“ erlesen. Anschließend sollen sie ankreuzen, ob die Aussage inhaltlich „richtig“ oder „falsch“ ist.

Um das Textverständnis der Schülerinnen und Schüler zu erfassen, bekommen die Kinder Verständnisfragen zu zwei längeren Texten unterschiedlicher Genres. So liegen ein expositorischer sowie ein narrativer Text, also ein Sach- und ein Erzähltext, vor. Die Fragen wurden so konstruiert, dass die Antworten darauf zum Teil wörtlich oder inhaltlich explizit im Text zu finden sind. Zum Teil ist die Bildung von Kohärenzen und Inferenzen sowie die Verknüpfung mit bereits vorhandenem Wissen zur korrekten Beantwortung erforderlich. Die Beantwortung erfolgt in einem geschlossenen Antwortformat mit fünf Antwortalternativen (Multiple-Choice). Zu jedem Text werden jeweils 17 Aufgaben gestellt.

Mithilfe von Schablonen kann die Summe richtig gelöster Aufgaben bestimmt werden. Jede korrekt gelöste Aufgabe ergibt einen Rohwertpunkt. Aus diesen Rohwertpunkten lässt sich je ein Summenwert für die einzelnen Subtests Basale Lesekompetenz und Textverständnis ermitteln. Zu beiden Summenwerten lässt sich ein entsprechender Prozentrang, ein T-Wert und das T-Wertband in den Normtabellen nachschlagen. Ein Gesamtwert ergibt sich aus der Addition beider T-Werte. Auch dieser lässt sich über die Normtabellen einordnen. Dieses Vorgehen ist sowohl für die Klassenstufen 6 und 7 je nach Schulart getrennt sowie auch schulartübergreifend möglich. Zur Ermittlung von Stärken und Schwächen einzelner Schülerinnen und Schüler ist es außerdem möglich ein Lesekompetenzprofil zu erstellen.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: LESEN 6-7 besteht aus einem Manual, 10 Testheften, 10 Auswertungsbögen, einem Schablonensatz und einer Mappe. Zur Durchführung wird eine Stoppuhr benötigt.

Schulung: Das Tool ist verständlich gestaltet, eine externe Schulung ist nicht notwendig. Jedoch sollten sich Anwenderinnen und Anwender der Testbatterie im Vorhinein gut mit den Materialien, der Instruktion und dem Ablauf vertraut machen und gegebenenfalls üben.

Zugänglichkeit: Das Verfahren ist bei der Hogrefe-Testzentrale bestellbar (s. Links).

Durchführungsdauer: Die Bearbeitungszeit beträgt etwa 39 Minuten, sodass eine Durchführung mit kurzer Instruktion in einer Schulstunde machbar ist.

Kosten: Das oben beschriebene Material kostet zusammen 126,00 Euro. Es ist möglich 10 Testhefte für 29,80 Euro sowie 25 Auswertungsbögen für 18,40 Euro separat nachzubestellen.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a)       Theoretische Fundierung:

LESEN 6-7 dient der Erfassung der basalen Lesekompetenz und des tiefergehenden Textverständnisses. Hierbei wird unter der basalen Lesekompetenz die Kompetenz, Grapheme mit einer gewissen Geschwindigkeit und Genauigkeit in Phoneme übersetzen zu können, ohne dabei große Anstrengung aufwenden zu müssen, verstanden (vgl. Auer et al., 2005). Sie bezieht sich also nicht auf inhaltliches Verständnis, sondern vielmehr auf die technische Lesefertigkeit. Dies sollte möglichst automatisiert ablaufen, um ausreichend Kapazität für die aktive Sinnentnahme zur Verfügung zu haben (vgl. Auer et al., 2005; Schneider et al., 2007).

Über diese basale Lesekompetenz hinaus beinhaltet tiefergehendes Textverständnis das Erfassen des Sinngehaltes geschriebener Wörter, Sätze und Texte. Hierzu gehört mehr, so muss die Leserin oder der Leser über die Bedeutung der einzelnen Wörter hinaus auch die syntaktische Struktur eines Satzes erkennen und den semantischen Gehalt der einzelnen Wörter in Zusammenhang bringen. Dies wird auch als lokale Kohärenzbildung bezeichnet (Lenhard & Artelt, 2009). Soll ein ganzer Text verstanden werden, müssen außerdem noch globale Kohärenzen gebildet werden, also auch größere Textabschnitte analysiert und in Zusammenhang gebracht werden. Diese Prozesse sind weniger automatisiert und es spielen metakognitive Fähigkeiten und Vorwissen eine Rolle (Lenhard & Artelt, 2009). Zusätzlich zu diesen Annahmen bezieht die Autorengruppe auch gängige Modelle zu verschiedenen Formen der Textrepräsentation (z.B. van Dijk & Kintsch, 1983) nachvollziehbar in ihre theoretischen Überlegungen mit ein. Aus diesen theoretischen Überlegungen schlussfolgert die Autorengruppe, diese beiden Bereiche der basalen Lesekompetenz und des Textverständnisses getrennt voneinander zu testen. Da durch das Tool LESEN 6-7 auch hierarchiehöhere Aspekte des Leseverständnisses erfasst werden sollen, ist die Bearbeitung eines längeren Textes notwendig, da dies eine Kohärenzbildung über größere Abschnitte hinweg erfordert. Zudem erreicht die Autorengruppe über das Stellen von Verständnisfragen, unterschiedliche Ebenen des Textverständnisses abzufragen. Über das getrennte Testen der beiden Bereiche kann das Tool LESEN 6-7 aber eben nicht nur das tiefergehende Textverständnis erfassen, sondern zunächst auch die basale Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler überprüfen. Somit lässt sich bei schwächeren Verständnisleistungen erkennbar  machen, ob die Schülerin oder der Schüler über eine ausreichende basale Lesekompetenz verfügt. So ist besser feststellbar, ob eine eventuelle Förderung schon an der basalen Lesekompetenz ansetzen muss oder das Kind an tiefergehenden Verständnisleistungen, wie z.B. der Bildung von Kohärenzen und Inferenzen, scheitert. Die Auswahl eines Erzähltextes und eines Sachtextes basiert auf der Überlegung, dass diese unterschiedlichen Textarten unterschiedliche Erwartungen wecken und so auch in ihren Anforderungen unterschiedlich sein können.

Aufgrund dieser theoretischen Überlegungen kann das Tool als theoretisch fundiert erachtet werden.

a)       Empirische Fundierung:

Die Normierung von LESEN 6-7 erfolgte in den letzten beiden Monaten des Schuljahres 2009/2010 an 1644 Schülerinnen und Schülern aus sieben Bundesländern. Es liegen also für das Schuljahresende der 6. und 7. Klasse sowohl für die beiden Subtests basale Lesekompetenz und Textverständnis sowie auch für das Gesamtergebnis Prozentrangnormen, T-Werte und T-Wertbänder vor. Zu eventuellen Diskrepanzen zwischen den Subtests sind die relative Häufigkeit der Abweichungen und die entsprechende Signifikanzgrenze angegeben. Liegt die Abweichung über der Signifikanzgrenze, ist der Unterschied zwischen den Tests als auffällig einzustufen. In der Normstichprobe befinden sich überwiegend Kinder mit Deutsch als Muttersprache.

Die Durchführungsobjektivität von LESEN 6-7 kann durch die genauen Anweisungen im Manual als gegeben erachtet werden. Die Auswertungsobjektivität ist durch die eindeutige Festlegung der richtigen Antworten und die Auswertung mittels einer Schablone gesichert. Die Interpretationsobjektivität ergibt sich aus dem Vergleich der Ergebnisse der Testpersonen mit denen der Normstichprobe. Insgesamt ist das Gütekriterium der Objektivität somit als gegeben zu betrachten.

In dieser Testbatterie LESEN 6-7 werden als Indikatoren der Reliabilität die interne Konsistenz und Retest-Reliabilität herangezogen. Als Maß für die interne Konsistenz wird Cronbachs Alpha im Bereich basale Lesekompetenz mit α =.97 und im Bereich Textverständnis mit α =.87 angegeben. Dies ist als sehr gut zu bewerten. Die Retest-Reliabilität beträgt bei einem Intervall von drei Wochen für die basalen Lesekompetenz rtt=.78, das Textverständnis rtt =.86 und das Gesamtergebnis rtt =.86. Auch die Ergebnisse zu den Reliabilitätsrechnungen weisen also durchgängig gute Ergebnisse auf.

Die Validität wurde als Inhaltsvalidität, Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität bestätigt. Die Validität von LESEN 6-7 ist theoretisch gut begründet und empirisch belegt. Beispielsweise korrelieren die beiden Subtests erwartungsgemäß bedeutsam mit den Ergebnissen in einem anderen Leseverständnistest (r = .52 für beide Subtests) und deutlich niedriger mit der Mathematiknote im letzten Zeugnis (r = -.30 für die basale Lesekompetenz bzw. -.32 für das Textverständnis). Weitere Ergebnisse finden sich im Manual.

Die Testbatterie kann somit als empirisch fundiert gelten.

Alter: 11; 12; 13; 14

Klassenstufe: 6; 7

Links:

Bestellmöglichkeit für den Test

https://www.testzentrale.de/shop/lesetestbatterie-fuer-die-klassenstufen-6-7.html [04.04.2024]

Literaturhinweise

Auer, M., Gruber, G., Mayringer, H. & Wimmer, H. (2005). Salzburger Lesescreening für die Klassenstufen 5-8. Bern: Huber.

Bäuerlein, K., Lenhard, W. & Schneider, W. (2012). Lesetestbatterie für die Klassenstufen 6-7. Verfahren zur Erfassung der basalen Lesekompetenz und des Textverständnisses. Göttingen: Hogrefe.

Lenhard, W. & Artelt, C. (2009). Komponenten des Leseverständnisses. In W. Lenhard & W. Schneider (Hrsg.), Diagnostik und Förderung des Leseverständnisses, Tests und Trends (N. F. Bd. 7, S. 1-17). Göttingen: Hogrefe.

Schneider, W., Schlagmüller, M., & Ennemoser, M. (2007). Lesegeschwindigkeits- und -verständnistest für die Klassen 6-12. Göttingen: Hogrefe. Press.

van Dijk, T.A. & Kintsch, W. (1983). Strategies of discourse comprehension. New York: Academic.

Letzte Änderung am: 04.04.2024

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