Sprachentwicklung und Literacy bei Kindern im Schulalter (Selsa)

DiagnosePrimarstufe

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
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Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Primar 2,3,4,10 6 bis 10* grüner Punkt grüner Punkt blauer Punkt

Kurzbeschreibung

Preis: 7,95 Euro.

Der Selsa Beobachtungsbogen mit Begleitheft dient im Primarbereich der Beobachtung und Dokumentation der Sprach- und Schriftsprachentwicklung (Literacy) von Kindern mit der Erstsprache Deutsch und von mehrsprachig aufwachsenden Kindern. Der Bogen kann von der ersten bis zur vierten Klasse eingesetzt werden und ist vor allem für die Sprachbeobachtung von Schulkindern in außerschulischen Einrichtungen wie Horten oder Häusern für Kinder geeignet. Er kann auch in außerunterrichtlichen Situationen in Ganztagsschulen eingesetzt werden. Laut Begleitheft eignet Selsa sich weniger für schulische Unterrichtssituationen, weil viele Beobachtungssituationen speziell auf Freizeitaktivitäten/Situationen in Tageseinrichtungen abgestimmt sind. Die Beobachtungen sollen als Grundlage für die Sprachförderung dienen. In dem Bogen werden sechs sprachliche Bereiche erfasst, nämlich sprachliches Wissen, schriftsprachliche Kompetenz, Literacy-Aktivitäten im Alltag, Interesse an Büchern, aktives Sprachverhalten und kommunikative Kompetenz. Der Aufbau des Bogens knüpft an den Beobachtungsbogen Seldak für Kindergartenkinder an (Ulich & Mayr, 2006).

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 02.07.2020

Welches Ziel hat das Tool?

Selsa ist ein Beobachtungsbogen zur Dokumentation der Sprach- und Schriftsprachentwicklung (Literacy) von Schülerinnen und Schülern des Primarbereichs und somit ein diagnostisches Instrument, das als Grundlage für die sprachliche Förderung dienen soll. Selsa eignet sich vor allem als Tool in Modul P1 „Gezielte sprachliche Bildung in alltäglichen und fachlichen Kontexten“.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Der Beobachtungsbogen Selsa kann im Primarbereich eingesetzt werden. Er dient der Einzelbeobachtung und Dokumentation der Sprach- und Schriftsprachentwicklung von Kindern ab der ersten bis zur vierten Klasse. Mit Hilfe von 14 Skalen werden sechs Sprachbereiche erfasst: (1) sprachliches Wissen, (2) schriftsprachliche Kompetenz, (3) Literacy-Aktivitäten im Alltag, (4) Interesse an Büchern, (5) aktives Sprachverhalten und (6) kommunikative Kompetenz. Der Bogen ist nicht dafür konzipiert, sprachauffällige Kinder zu identifizieren. Es soll vielmehr ein breiter Einblick in verschiedene sprachliche Kompetenzen ermöglicht werden. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für die sprachfördernde pädagogische Arbeit dienen. Der Bogen kann sowohl bei Kindern mit Erstsprache Deutsch als auch bei Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, angewendet werden. Bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern sollen die Beobachtungsergebnisse danach bewertet werden, ob diese zur Sprachbiographie des Kindes passen. Dafür gibt es im Selsa einige Fragen zur Mehrsprachigkeit von Kindern. Selsa ist vor allem für die Sprachbeobachtung von Schulkindern in außerschulischen Einrichtungen wie Horten oder Häusern für Kinder geeignet. Er kann auch in außerunterrichtlichen Situationen in Ganztagsschulen eingesetzt werden. Laut Begleitheft eignet Selsa sich weniger für schulische Unterrichtssituationen, weil viele Beobachtungssituationen speziell auf Freizeitaktivitäten in Tageseinrichtungen abgestimmt sind.

Wie funktioniert das Tool?

Die Beobachtung mit Selsa sollte von pädagogischen Bezugspersonen durchgeführt werden, die das Kind gut kennen. Selsa besteht aus einem Beobachtungsbogen und einem Begleitheft. Der Bogen umfasst zwei Teile: 1. Sprachverhalten in verschiedenen Situationen und 2. Sprachliches Wissen. Beide Teile des Bogens umfassen 14 Skalen zu verschiedenen Beobachtungssituationen.

Zu den Beobachtungsskalen in Teil 1 gehören die Skalen A-K, nämlich A: Strukturierte Gesprächsrunden, B: Vorlesen/Erzählen/Berichten, C: Freie Gesprächssituationen unter Kindern, Gespräche beim Essen, offene Gespräche, D: Kommunikative Kompetenzen (allgemein), E: Spielerischer Umgang mit Sprache, F: Umgang mit Printmedien/Büchern, G: Hausaufgaben – Allgemeine sprachliche Fähigkeiten, H: Hausaufgaben – Schreiben, I: Hausaufgaben – Lesen, J: Selbstinitiatives Schreiben/Interesse an Schrift, K: Selbstinitiatives Lesen.

In den Skalen A-K werden mehrere Verhaltensweisen beschrieben, deren Zutreffen auf mehrstufigen Skalen (z.B. nie, sehr selten, selten, manchmal, oft, sehr oft) angekreuzt werden kann. Die Antwortalternativen sind mit Ziffern für eine spätere quantitative Auswertung versehen.

Das folgende Beispiel für Skala B (Vorlesen/Erzählen/Berichten) aus Teil1 des Beobachtungsbogens verdeutlicht die Funktionsweise: Die Skala B gibt vier Verhaltensweisen vor, die von „nie“ bis „sehr oft“ , bzw. von „trifft völlig zu“ bis „trifft gar nicht zu“ angekreuzt werden können. Die vier vorgegebenen Verhaltensweisen sind: 1.) Kind lässt sich von Vorgelesenem/Erzähltem fesseln, 2.) Gestik und Mimik passen zum Erzählten, 3.) Sprachstil und Wortschatz passen zum Thema (z.B. sachliche Erklärung vs. persönliches Erlebnis), 4.) verwendet passende Wörter, um verschiedene Zeitpunkte deutlich zu machen (gestern, vorgestern, übermorgen, danach, früher).

Zu den Beobachtungsskalen in Teil zwei des Bogens Sprachliches Wissen im engeren Sinne gehören die drei Skalen L: Wortschatz, M: Grammatik und N: Sprechweise.

Auf der letzten Seite des Beobachtungsbogens werden Angaben zum Kind abgefragt, die sich auf schulische oder sprachliche Schwierigkeiten und möglicherweise bereits stattfindende Förderung oder Therapie beziehen. Zum Thema Mehrsprachigkeit wird erfragt, mit welcher Sprache das Kind aufwächst und seit wann das Kind Deutsch spricht, aber auch, welche Sprache zu Hause gesprochen wird und wie gut das Kind seine Herkunftssprache beherrscht. Es folgt eine Tabelle, in der die Beobachterin oder der Beobachter das weitere Vorgehen dokumentieren soll hinsichtlich der Konsequenzen aus den Beobachtungen und der folgenden Arbeitsschritte und Ergebnisse.

Das Begleitheft gibt einen Überblick über die Zielgruppe von Selsa und eine Einführung in die theoretischen Grundlagen ebenso wie die Konzeption des Bogens. Außerdem finden sich dort Hinweise zur qualitativen und quantitativen Auswertung der Beobachtungen sowie Tabellen mit Vergleichsnormen. Für die quantitative Auswertung werden die beobachteten Verhaltensweisen zu sechs sprachlichen Bereichen zusammengefasst. Die Zuordnung der Antworten zu entsprechenden sprachlichen Bereichen wird im Begleitheft erklärt.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Zur Durchführung der Sprachbeobachtung und Dokumentation mit Selsa werden der Beobachtungsbogen und das Begleitheft benötigt.

Zugänglichkeit: Selsa wird als Set geliefert mit 10 Beobachtungsbögen und einem Begleitheft. Das Set kann bestellt werden im Kundenservicecenter des Herder Verlags: kundenservice@herder.de, Tel.: 0761 2717-379.

Kosten: Beobachtungsbögen und Begleitheft kosten als Set 7,95 Euro.

Durchführungsdauer: Die Beobachtungszeit ist variabel und über einen längeren Zeitraum möglich, da sie eine Entwicklung erfassen soll. Die Auswertung ist je nach Ziel ebenfalls variabel. Die qualitative, prozessbegleitende Auswertung als Basis für die pädagogische Arbeit beansprucht mehr Zeit als die quantitative Auswertung.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Der Beobachtungsbogen Selsa wurde am Staatsinstitut für Frühpädagogik in Bayern (IFP Bayern) von Toni Mayr, Christiane Hofbauer, Mirjana Simic und Michaela Ulich entwickelt und 2012 veröffentlicht. Eine theoretische Fundierung ist nicht in dem Sinne gegeben, dass die einzelnen Skalen aus einer eindeutig benannten Spracherwerbstheorie abgeleitet wurden. Die Autoren nehmen jedoch eine theoretische Einbettung des Verfahrens vor, indem sie in einem Extra-Kapitel des Begleithefts auf Literatur zu aktuellen Studien, Überblicksarbeiten und Testverfahren (z.B. der WWT 6-10 oder der ELFE) der im Selsa erfassten Sprachbereiche nennen.

b) empirische Fundierung

Das Verfahren Selsa ist an circa 700 Kindern empirisch erprobt worden. Aus dieser Stichprobe wurden Normen erstellt, die im Rahmen der quantitativen Auswertung zeigen, wo das Kind im Hinblick auf die erfassten sprachlichen Bereiche im Vergleich zu anderen Kindern steht. Für diesen Vergleich wurden die Summenwerte der Kinder aus der Normierungsstichprobe in vier Kompetenzgruppen eingeteilt (Gruppe 1: die obersten 25%, Gruppe 2: die nächsten 25%, Gruppe 3: die nächsten 25%, Gruppe 4: die untersten 25%). Für jeden der sechs sprachlichen Bereiche ist überprüft worden, ob es Geschlechter- oder Altersunterschiede gab, dies wird in den Vergleichstabellen entsprechend berücksichtigt. Es gibt keine Angaben zur Zuverlässigkeit (Reliabilität). Im Hinblick auf die Objektivität gibt es Schwächen: Einige Aussagen im Bogen sind so formuliert, dass es bei ihrer Beurteilung Definitionsspielraum gibt. Es müsste deshalb im Beobachter-Team vorher geklärt werden, was unter bestimmten Aussagen verstanden werden soll.

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Homepage des Staatsinstituts für Frühpädagogik, Bayern, mit einem Überblick über Beobachtungsbögen und einer Kurzzusammenfassung des Selsa:
https://www.ifp.bayern.de/veroeffentlichungen/beobachtungsboegen/index.php [26.02.2021]

Literaturhinweise

Mayr, T., Hofbauer, C., Simic, M. & Ulich, M. (2012). Selsa. Sprachentwicklung und Literacy bei Kindern im Schulalter (1. bis 4. Klasse). Freiburg: Herder.

Ulich, M. & Mayr, T. (2006). Seldak. Sprachentwicklung und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern (Beobachtungsbogen und Begleitheft). Freiburg: Herder.

Letzte Änderung am: 04.04.2022

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