Wir werden Lesedetektive

FörderkonzeptFörderinstrumentSekundarstufe

Kurzbeschreibung

Arbeitsheft: 15 Euro, Lehrermanual: 20 Euro

Bei dem Tool Wir werden Lesedetektive handelt es sich um ein Förderkonzept sowie -instrument für die Sekundarstufe I (Klassen 5 bis 8), das sich zur Steigerung der Lesekompetenz für leseschwache Schülerinnen und Schüler in Haupt- sowie Förderschulen eignet. Auf systematische Art und Weise werden im Tool insgesamt vier Lesestrategien eingeübt, mit deren Hilfe die texterschließende Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen gesteigert werden soll. Das Programm kann im Rahmen des regulären Deutschunterrichts bei allen Schülerinnen und Schülern einer Klasse eingesetzt werden. Die Durchführung dauert circa 28 Unterrichtsstunden. Das Tool Wir werden Lesedetektive wurde explizit entwickelt, um leseschwache Schülerinnen und Schüler zu fördern. Es ist eine verkürzte und vereinfachte Version des Tools Wir werden Textdetektive (Gold, Mokhlesgerami, Rühl, Schreblowski & Souvignier, 2004), das für Kinder der 5. und 6. Klasse in allen Schulformen entwickelt wurde.

Qualitätscheck: (Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte zeigen.)

Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Wirksamkeit
5,12 10 bis 16* grüner Punkt grüner Punkt grüner Punkt

* Subgruppe: Leseschwache Kinder

grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 26.08.2024

Welches Ziel hat das Tool?

Das Förderkonzept und -instrument Wir werden Lesedetektive dient der Förderung der texterschließenden Lesekompetenz und richtet sich insbesondere an leseschwache Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren, die Haupt- oder Förderschulen besuchen (Klassen 5 bis 8). Im Rahmen des Förderprogramms, für das circa 28 Unterrichtsstunden vorgesehen sind, üben die Schülerinnen und Schüler verschiedene Lesestrategien ein und lernen, diese systematisch und zielgerichtet anzuwenden. Das Tool kann im Rahmen des regulären Deutschunterrichts mit der gesamten Klasse genutzt werden und eignet sich für den Einsatz in den Modulen S 2 „Lese- und Schreibstrategien im Verbund vermitteln“ und S 3 „Selbstreguliertes Lesen und Schreiben“.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das Tool Wir werden Lesedetektive kann im Rahmen des regulären Deutschunterrichts zur Förderung des texterschließenden Leseverständnisses eingesetzt werden und eignet sich für die Anwendung in der Sekundarstufe (Klassen 5 bis 8). Das Förderprogramm dient in erster Linie der Vermittlung und der zielgerichteten Anwendung unterschiedlicher kognitiver sowie metakognitiver Lesestrategien. Die Anwendung der Strategien soll Schülerinnen und Schüler langfristig zur aktiven und eigenständigen Auseinandersetzung mit geschriebenen Texten befähigen. Auf diese Weise wird ein kompetentes und erfolgreiches Leseverhalten ermöglicht, welches sich wiederum positiv auf die Lesefreude und das Leseinteresse auswirken soll. Im Tool werden zudem Strategien zur kognitiven Selbstregulation vermittelt. Diese helfen den Lernenden, ihre Lern- und Arbeitsprozesse besser zu organisieren und zu regulieren. Das Erleben von Eigenständigkeit und zunehmender Kompetenz im Umgang mit Texten soll sich positiv auf die Lesemotivation auswirken. Zur Angabe der Klassenstufe merken die Autorin und der Autor an, dass beim Einsatz des Programms maßgeblich die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler beachtet werden sollten: Wenn die Buchstaben- und Worterkennung bei diesen noch nicht automatisiert verläuft, empfiehlt sich der Einsatz des Tools möglicherweise erst ab der 7. oder 8. Klasse (vgl. Rühl & Souvignier, 2006). Das Tool richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse, Mehrsprachigkeit wird nicht explizit berücksichtigt.

Das Tool kann grundsätzlich auch für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eingesetzt werden. Bei diesen Kindern ist es jedoch angezeigt, sie in zusätzlichen, kleineren Gruppen entsprechend ihres je spezifischen Bedarfs zu fördern.

Wie funktioniert das Tool?

Das Tool Wir werden Lesedetektive besteht aus verschiedenen Bausteinen, die in einer bestimmten Reihenfolge im Unterricht behandelt werden. In seinem Zentrum steht die Vermittlung von vier kognitiven sowie metakognitiven Lesestrategien, die durch eine Unterrichtseinheit zur Unterstützung des selbstständigen und eigenverantwortlichen Lesens durch Selbstregulation ergänzt werden. Nachfolgend sollen die Inhalte der einzelnen Bausteine kurz erläutert werden.

In der zwei- bis dreistündigen Einführung wird die Rahmenhandlung des Programms vorgestellt: Wie ein Detektiv sollen die Schülerinnen und Schüler sich bestimmter Hilfsmittel bedienen, um ein Problem zu lösen. Damit sie einen Text entschlüsseln können, sollen sie als „Lesedetektive“ zielstrebig und systematisch vorgehen. Daher werden die vermittelten Lesestrategien als „Detektivmethoden“ bezeichnet. Der Einführung folgen als nächster Baustein 18 Unterrichtsstunden, in denen vier kognitive sowie metakognitive Lesestrategien vermittelt werden. Die Detektivmethoden „Überschrift beachten“, „Umgang mit Textschwierigkeiten“, „Zusammenfassen von Geschichten“ sowie „Zusammenfassen von Sachtexten“ sollen Schülerinnen und Schülern dabei helfen, sich Texte besser zu erschließen. Der letzte Baustein des Programms bezieht sich auf die kognitive Selbstregulation und dient dazu, Schülerinnen und Schülern durch das Arbeiten mit einer „Checkliste“ eine Routine zum strategischen Umgang mit Texten zu vermitteln. Dieser Baustein umfasst fünf bis sieben Unterrichtsstunden.

Im Unterschied zum Tool Wir werden Textdetektive wird in diesem Tool eine kleinere Anzahl von Strategien vermittelt, die speziell für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler ausgesucht wurden und diesen als ständiges „Handwerkszeug“ dienen sollen. Dabei wurde im Vergleich mehr Zeit für die Vermittlung der Strategien eingeplant und auf ein kleinschrittigeres Vorgehen geachtet, bei dem mehr Zeit für Erklärungen und die Bearbeitung der Inhalte zur Verfügung steht. Nach Angaben der Autorin und des Autors dauert die Durchführung des Programms circa 28 Unterrichtsstunden. Die Dauer ist jedoch stark von den Vorkenntnissen der Kinder und Jugendlichen sowie von der Organisation des Unterrichts abhängig. Es wird empfohlen, das Programm nicht im Block, sondern verteilt über ein Schulhalbjahr hinweg immer wieder anzuwenden. Im Lehrermanual sind jeweils Lerninhalte, Lernziele sowie geeignete Übungen verständlich beschrieben. Im Anhang werden zudem umfangreiche Kopiervorlagen zur Verfügung gestellt.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Zur Durchführung wird das Tool „Wir werden Lesedetektive“ von Katja Rühl und Elmar Souvignier benötigt (s. Zugänglichkeit). Es besteht aus einem Arbeitsheft und einem Lehrermanual, die separat voneinander erworben werden können.

Schulung: Das Tool ist verständlich geschrieben und erfordert keine tiefergehenden Vorkenntnisse, allerdings verlangt es eine selbständige Auseinandersetzung mit den Inhalten. Die Durchführung des Tools erfolgt unterrichtsintegriert durch die Lehrkraft.

Kosten: Das Arbeitsheft „Wir werden Lesedetektive“ kostet 15 Euro, das dazugehörige Lehrermanual kostet 20 Euro. Weitere Materialien werden nicht benötigt.

Zugänglichkeit: Arbeitsheft und Lehrermanual können im Buchhandel bestellt werden: ISBN 978-3-525-70159-1 (Arbeitsheft) sowie ISBN 978-3-525-31007-6 (Lehrermanual).

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Das Förderprogramm Wir werden Lesedetektive wurde von Katja Rühl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie an der Universität Frankfurt, und Elmar Souvignier, Professor am Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung der Universität Münster, entwickelt. Die Grundlage für das Tool bildet das Förderprogramm Wir werden Textdetektive, das in einer Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Gold am Institut für Psychologie, Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie der Goethe Universität Frankfurt am Main entstand.

Die theoretische Fundierung des Tools ist durch den Bezug auf verschiedene Theorien aus der Pädagogischen Psychologie gegeben. Den allgemeinen Rahmen für Wir werden Lesedetektive stellt die Theorie des selbstregulierten Lernens von Boekarts (1999) dar. Die inhaltliche Ausgestaltung des Tools beruht auf der kognitionspsychologischen Theorie des Textverstehens (Kintsch, 1998), in welcher das Lesen als konstruktive Interaktion zwischen Leserin bzw. Leser und dem zu lesenden Text aufgefasst wird. Zum Textverständnis sind aufbauend auf diesen Theorien bestimmte Lesestrategien hilfreich, die das inhaltsbezogene Vorwissen der Lernenden aktivieren und in einem Text enthaltene Informationen auf wesentliche Aspekte verdichten. Im Programm werden einige dieser Strategien exemplarisch ausgewählt und den Schülerinnen und Schülern vermittelt (Rühl & Souvignier, 2006).

b) empirische Fundierung

Die Wirksamkeit des Programms Wir werden Lesedetektive wurde zunächst im Rahmen einer Interventionsstudie mit 130 Schülerinnen und Schülern in drei Schulen für Lernbehinderte überprüft (Souvignier & Rühl, 2005). Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass mit dem Förderprogramm Lesestrategien vermittelt werden konnten: Schülerinnen und Schüler der Interventionsgruppe erzielten nach Abschluss des Programms ein höheres Lesestrategiewissen sowie ein höheres Leseinteresse als Schülerinnen und Schüler, die nicht am Programm teilgenommen hatten. In Bezug auf die Verbesserungen für das überprüfte Lesestrategiewissen wurde ein mittelgroßer Effekt dokumentiert (Effektstärke von d = .53), in Bezug auf das Leseinteresse ein niedriger Effekt (d = .28). Zudem kann mit Wir werden Lesedetektive auch das Leseverständnis gefördert werden, der Effekt ist jedoch ebenfalls gering (Effektstärke von d = .29).

Bei Kindern mit Lernschwierigkeiten konnten Antoniou und Souvignier (2007) keinen signifikanten kurzfristigen Effekt im Hinblick auf die Verbesserung des Leseverständnisses, jedoch einen großen langfristigen Effekt nachweisen (drei Monate nach Ende der Intervention, d = .80). In den Studien wurden zur Erfassung des Leseverständnisses informelle Verfahren genutzt. Hier kommen Aufgaben zum Einsatz, die denen im Training ähneln, anstatt normierter Leseverständnistests. Erstere prüfen eher das in der Intervention direkt Gelernte, während standardisierte Leseverständnistests dem Transfer auf alltägliche Lesesituationen näher kommen.

Eine empirische Fundierung des Tools ist somit gegeben.

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Wir werden Textdetektive

Alter: 10; 11; 12; 13; 14; 15; 16

Klassenstufe: 5; 6; 7; 8

Links:

Bestellmöglichkeit:
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/schule-und-unterricht/foerdermaterialien/2630/wir-werden-lesedetektive [25.09.2024]

Artikel zum Tool Wir werden Textdetektive in „Forschung Frankfurt“, Ausgabe 1-2/2002:
https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050148/Textdetektive_51-531.pdf[26.08.2024]

Radio-Beitrag „Lesesportler und Textdetektive“ beim Hessischen Rundfunk vom 31.03.2011:
http://mp3.bildung.hessen.de/hr2/2011/20110402_mxUser453_00feaf0b_11_038_1301755864880.mp3[26.08.2024]

Literaturhinweise

Antoniou, F., & Souvignier, E. (2007). Strategy instruction in reading comprehension: An intervention for students with learning disabilities. Learning Disabilities: A Contemporary Journal, 5, 41-57.

Boekarts, M. (1999). Self-regulated learning: where we are today. International Journal of Educational Research, 31, 445-457.

Kintsch, W. (1998). Comprehension: A paradigm for cognition. Cambridge, UK: Cambridge University Press.

Gold, A., Mokhlesgerami, J., Rühl, K., Schreblowski, S. & Souvignier, E. (2004). Wir werden Textdetektive – Lehrermanual und Arbeitsheft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Rühl, K. & Souvignier, E. (2006). Wir werden Lesedetektive – Lehrermanual und Arbeitsheft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Souvignier, E. & Rühl, K. (2005). Förderung des Leseverständnisses, Lesestrategiewissens und Leseinteresses von Schülern mit Lernbehinderungen durch strategieorientierten Unterricht. Heilpädagogische Forschung, 31(1), 2-11.

Letzte Änderung am: 25.09.2024

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