Wir werden Textdetektive

FörderkonzeptFörderinstrumentSekundarstufe

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Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Wirksamkeit
12 10 bis 12 grüner Punkt grüner Punkt grüner Punkt

Kurzbeschreibung

Arbeitsheft: 15 Euro, Lehrermanual: 25 Euro.

Bei dem Tool Wir werden Textdetektive handelt es sich um ein Förderkonzept sowie -instrument für die Sekundarstufe I (Klasse 5 und 6), mit dem Schülerinnen und Schüler auf systematische Art und Weise verschiedene Lesestrategien einüben und so ihre texterschließende Lesekompetenz steigern sollen. Im Zentrum des Tools steht die Vermittlung von sieben Lesestrategien, darunter kognitive Strategien wie z.B. „Wichtiges unterstreichen“ und „Wichtiges zusammenfassen“, genau wie metakognitive Strategien wie z.B. „Verstehen überprüfen“ und „Umgang mit Textschwierigkeiten“. Das Programm kann im Rahmen des regulären Deutschunterrichts mit allen Schülerinnen und Schülern einer Klasse durchgeführt werden. Die gesamte Beschäftigungsdauer mit dem Tool beträgt circa 28 Unterrichtsstunden.

Welches Ziel hat das Tool?

Das Förderkonzept und -instrument Wir werden Textdetektive dient der Förderung der texterschließenden Lesekompetenz und richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 12 Jahren (Klasse 5 und 6 der Sekundarstufe) in allen Schulformen. Im Rahmen des Förderprogramms, für das circa 28 Unterrichtsstunden vorgesehen sind, üben die Schülerinnen und Schüler verschiedene Lesestrategien ein und lernen, diese auch systematisch und zielgerichtet anzuwenden. Das Tool kann im Rahmen des regulären Deutschunterrichts mit der gesamten Klasse genutzt werden und eignet sich für den Einsatz in den Modulen S 2 „Lese- und Schreibstrategien im Verbund vermitteln“ und S 3 „Selbstreguliertes Lesen und Schreiben“. Eine vereinfachte Version für leseschwache Schülerinnen und Schüler wurde außerdem unter dem Namen Wir werden Lesedetektive veröffentlicht.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das Tool Wir werden Textdetektive kann im Rahmen des regulären Deutschunterrichts zur Förderung des texterschließenden Leseverständnisses eingesetzt werden und eignet sich für die Anwendung in der Sekundarstufe (Klassen 5 und 6). Das Förderinstrument dient in erster Linie der Vermittlung sowie zielgerichteten Anwendung unterschiedlicher kognitiver sowie metakognitiver Lesestrategien. Die Anwendung der Strategien soll die Schülerinnen und Schüler langfristig zur aktiven und eigenständigen Auseinandersetzung mit geschriebenen Texten befähigen und so ein kompetentes sowie erfolgreiches Leseverhalten fördern. Ziel ist es, auch Lesefreude und Leseinteresse positiv zu beeinflussen. Im Tool Wir werden Textdetektive werden zudem Strategien zur kognitiven Selbstregulation vermittelt. Diese helfen den Lernenden, ihre Lern- und Arbeitsprozesse besser zu organisieren und zu regulieren. Das Erleben von Eigenständigkeit und zunehmender Kompetenz im Umgang mit Texten soll sich ebenfalls positiv auf die Lesemotivation auswirken. Das Tool richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse, Mehrsprachigkeit wird nicht explizit berücksichtigt.

Das Tool kann grundsätzlich auch für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eingesetzt werden. Bei diesen Kindern ist es jedoch angezeigt, sie in zusätzlichen, kleineren Gruppen entsprechend ihres je spezifischen Bedarfs zu fördern.

Wie funktioniert das Tool?

Das Tool Wir werden Textdetektive besteht aus einer Einführung sowie drei inhaltlichen Bausteinen, die im Unterricht der fünften und sechsten Klasse behandelt werden. Im Zentrum des Tools steht die Vermittlung von sieben kognitiven sowie metakognitiven Lesestrategien, die durch Techniken zur kognitiven Selbstregulation zur Unterstützung des selbstständigen und eigenverantwortlichen Lesens ergänzt werden. Das Programm enthält zudem einen Baustein zur Motivationsförderung (vgl. Gold, 2007). Nachfolgend sollen die Inhalte der einzelnen Bausteine kurz erläutert werden.

Das Programm beginnt mit einer einstündigen Einführung, in welcher die Rahmenhandlung vorgestellt wird: Wie ein Detektiv sollen die Schülerinnen und Schüler sich bestimmter Hilfsmittel bedienen, um ein Problem zu lösen. Um einen Text zu entschlüsseln, sollen sie als „Textdetektive“ zielstrebig und systematisch vorgehen. Daher werden die vermittelten Lesestrategien als „Detektivmethoden“ bezeichnet.

Der Einführung folgen fünf Unterrichtsstunden zur motivationalen Selbstregulation. In dieser Phase wird anhand zweier Spiele vermittelt und eingeübt, wie die Schülerinnen und Schüler sich selbst anspruchsvolle und gleichzeitig auch erreichbare Ziele setzen können. Durch das „Ringwurfspiel“ und das „Buchstabenspiel“ lernen die Kinder, sich an ihrer eigenen Leistungsfähigkeit zu orientieren. Dabei erleben sie, wie sie selbst Erfolge und Misserfolge verursachen.

Der nachfolgende Baustein umfasst 17 Unterrichtsstunden und dient der Vermittlung der zentralen Strategien zum Erschließen von Texten. Anhand der kognitiven Strategien „Überschrift beachten“ und „bildlich vorstellen“ wird geübt, wie sich die Schülerinnen und Schüler auf das Lesen eines Textes vorbereiten können, indem sie relevantes Vorwissen aktivieren. Die ebenfalls kognitiven Strategien „Wichtiges unterstreichen“ sowie „Wichtiges zusammenfassen“ sollen Schülerinnen und Schülern dabei helfen, Texte auf wesentliche Aussagen zu reduzieren. Dabei wird vor allem thematisiert, welche Textstellen wirklich wichtig sind und welche nicht unterstrichen werden müssen. Es folgt die Vermittlung dreier metakognitiver Lesestrategien: „Verstehen überprüfen“, „Behalten überprüfen“ und „Umgang mit Textschwierigkeiten“. Sie dienen der Kontrolle, ob die Anwendung der kognitiven Strategien zielführend verläuft und zum gewünschten Erfolg führt. Mit ihrer Hilfe üben die Kinder ein, wie man sich selbst kontrollieren und Prozesse zur Problemlösung anwenden kann.

Der letzte Baustein des Programms bezieht sich auf die kognitive Selbstregulation und umfasst circa fünf Unterrichtsstunden. Bei „Mittel-Ziel-Überlegungen“ reflektieren die Schülerinnen und Schüler, wann welche Lesestrategien sinnvoll angewendet werden können. Mit Hilfe eines „Leseplans“ werden die Lernenden dazu befähigt, sich vor dem Lesen eines Textes ein Leseziel zu setzen. Davon ausgehend wählen sie Lesestrategien zielorientiert aus und setzen diese schließlich auch ein.

Dem Autorenteam zufolge dauert die Durchführung des Programms circa 28 Unterrichtseinheiten, die Dauer ist jedoch stark von den Vorkenntnissen der Kinder sowie von der Organisation des Unterrichts abhängig. Es wird empfohlen, das Programm nicht im Block, sondern verteilt über ein Schulhalbjahr durchzuführen. Im Lehrermanual sind jeweils Lerninhalte, Lernziele sowie geeignete Übungen verständlich beschrieben. Im Anhang werden zudem umfangreiche Kopiervorlagen zur Verfügung gestellt. Die Autorinnen und Autoren empfehlen im Anschluss an die Arbeit mit dem Tool Wir werden Textdetektive zusätzlich die Arbeit mit einer speziellen Wiederholungseinheit namens Wir sind Textdetektive (s. Literaturhinweise). Dieses Programm wiederholt Teile des Tools und soll die Lehrkräfte bei der langfristigen Umsetzung von Wir werden Textdetektive unterstützen. So wird das Gelernte bei den Schülerinnen und Schülern aufgefrischt. Die Strategien können so dauerhaft in das eigene Repertoire aufgenommen werden.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Zur Durchführung wird das Tool „Wir werden Textdetektive“ von Andreas Gold, Judith Mokhlesgerami, Katja Rühl, Elmar Souvignier und Stephanie Buick benötigt (s. Zugänglichkeit). Es besteht aus einem Arbeitsheft und einem Lehrermanual, die separat voneinander erworben werden können. Bei Bedarf kann auch die Wiederholungseinheit Wir sind Textdetektive (s. Zugänglichkeit) durchgeführt werden.

Schulung: Das Manual ist verständlich geschrieben und erfordert keine tiefergehenden Vorkenntnisse, allerdings verlangt es eine selbständige Auseinandersetzung mit den Inhalten. Die Durchführung des Tools erfolgt unterrichtsintegriert durch die Lehrkraft. Die weiterführende Zielsetzung des Tools ist eine langfristige und nachhaltige Integration der Programminhalte in den alltäglichen Deutschunterricht.

Kosten: Das Arbeitsheft „Wir werden Textdetektive“ kostet 15 Euro, das dazugehörige Lehrermanual kostet 25 Euro. Die Wiederholungeinheit „Wir sind Textdetektive“ kostet 18 Euro. Weitere Materialien werden nicht benötigt.

Zugänglichkeit: Arbeitsheft und Lehrermanual können im Buchhandel bestellt werden: ISBN 978-3-525-70158-4 (Arbeitsheft) sowie ISBN 978-3-525-31005-2 (Lehrermanual). Auch die Wiederholungseinheit „Wir sind Textdetektive“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3525310069.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Das Förderprogramm Wir werden Textdetektive entstand unter der Federführung von Professor Dr. Andreas Gold am Institut für Psychologie, Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Mitautorinnen und –autoren sind Judith Mokhlesgerami, Katja Rühl, Elmar Souvignier und Stephanie Buick.

Die theoretische Fundierung des Tools ist durch den Bezug auf verschiedene Theorien aus der Pädagogischen Psychologie gegeben. Den allgemeinen Rahmen für Wir werden Textdetektive stellt die Theorie des selbstregulierten Lernens von Boekarts (1999) dar. Die inhaltliche Ausgestaltung des Tools beruht auf der kognitionspsychologischen Theorie des Textverstehens (Kintsch, 1998), in welcher das Lesen als konstruktive Interaktion zwischen Leserin bzw. Leser und dem zu lesenden Text aufgefasst wird. Zum Textverständnis sind aufbauend auf diesen Theorien bestimmte Lesestrategien hilfreich, die das inhaltsbezogene Vorwissen der Lernenden aktivieren und in einem Text enthaltene Informationen auf wesentliche Aspekte verdichten. Im Programm werden einige dieser Strategien exemplarisch ausgewählt und den Schülerinnen und Schülern vermittelt (Gold et al., 2004).

b) empirische Fundierung

Die Wirksamkeit des Programms Wir werden Textdetektive wurde in mehreren Evaluationszyklen überprüft. In die Evaluation wurden über 4000 Schülerinnen und Schüler einbezogen, die die fünfte oder sechste Klasse eines Gymnasiums, einer Haupt-, Real-, Gesamt- oder Förderschule besuchten. Die Ergebnisse der Evaluation zeigten, dass mit dem Förderprogramm Lesestrategien vermittelt werden konnten: Schülerinnen und Schüler der Interventionsgruppe erzielten nach Abschluss des Programms ein höheres Lesestrategiewissen als Schülerinnen und Schüler, die nicht am Programm teilgenommen hatten. In Bezug auf die Verbesserungen beim Lesestrategiewissen wurde ein mittelgroßer Effekt dokumentiert (Effektstärke von d = .46). Zudem kann mit Wir werden Textdetektive auch das Leseverständnis gefördert werden, der Effekt ist jedoch geringer (Effektstärke von d = .16) (vgl. Mokhlesgerami, 2004; Souvignier & Mokhlesgerami, 2006). Die Wiederholungseinheit Wir sind Textdetektive (Trenk-Hinterberger & Souvignier, 2006) erwies sich als besonders wirksam: In den Klassen, in denen zusätzlich Wiederholungsstunden durchgeführt wurden, konnten nachhaltige Effekte erzielt werden (vgl. Souvignier & Trenk-Hinterberger, 2010; Trenk-Hinterberger, 2006).

Walter (2020) fasst Bedingungen zusammen, unter denen das Tool Wir werden Textdetektive in der Schulpraxis bislang effektiv eingesetzt wurde: Signifikante Verbesserungen im Leseverständnis zeigten sich demnach vor allem beim Weglassen der Zusatzmodule, mit Wiederholungsstunden oder wenn als Prüfvariable Sachtexte herangezogen wurden. Walter (2020) setzte die Textdetektive bei Grundschülern ein und konnte signifikante kurz- und mittelfristige Transfer-Effekte (d = 0.47 bzw. d = 0.30) auf standardisiert erfasste Leseverständnisleistungen bei Viertklässlerinnen und Viertklässlern insgesamt sowie Effekte in mittlerer Höhe von d = 0.65 bzw. d = 0.56 bei unterdurchschnittlich lesenden Viertklässlerinnen und Viertklässlern finden.

Eine empirische Fundierung des Tools ist somit gegeben.

Alter: 10; 11; 12

Klassenstufe: 5; 6

Links:

Homepage zum Unterrichtsprogramm Textdetektive:
http://www.textdetektive.de/[25.01.2022]

Artikel zum Tool in „Forschung Frankfurt“, Ausgabe 1-2/2002:
https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050148/Textdetektive_51-531.pdf[25.01.2022]

Radio-Beitrag „Lesesportler und Textdetektive“ beim Hessischen Rundfunk vom 31.03.2011:
http://mp3.bildung.hessen.de/hr2/2011/20110402_mxUser453_00feaf0b_11_038_1301755864880.mp3[25.01.2022]

Literaturhinweise

Boekarts, M. (1999). Self-regulated learning: where we are today. International Journal of Educational Research, 31, 445-457.

Kintsch, W. (1998). Comprehension: A paradigm for cognition. Cambridge, UK: Cambridge University Press.

Gold, A., Mokhlesgerami, J., Rühl, K., Schreblowski, S. & Souvignier, E. (2004). Wir werden Textdetektive – Lehrermanual und Arbeitsheft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Gold, A. (2007). Lesen kann man lernen. Lesestrategien für das 5. und 6. Schuljahr. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Mokhlesgerami, J. (2004). Förderung der Lesekompetenz. Implementation und Evaluation eines Unterrichtsprogramms in der Sekundarstufe I. Hamburg: Verlag Dr. Kovac.

Souvignier, E. & Mokhlesgerami, J. (2006). Using self-regulation as a framework for implementing strategy-instruction to foster reading comprehension. Learning & Instruction, 16, 57-71.

Souvignier, E. & Trenk-Hinterberger, I. (2010). Implementation eines Programms zur Förderung selbstregulierten Lesens: Verbesserung der Nachhaltigkeit durch Auffrischungssitzungen. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 24, 207-220.

Souvignier, E. & Trenk-Hinterberger, I. (2013). Wir sind Textdetektive – Lehrermanual und Arbeitsheft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Trenk-Hinterberger, I. (2006). Lesekompetenz im Schulunterricht. Evaluation und Optimierung eines strategieorientierten Programms in der fünften Jahrgangsstufe. Hamburg: Verlag Dr. Kovac.

Trenk-Hinterberger, I. & Souvignier, E. (2006). Wir sind Textdetektive – Lehrermanual mit Kopiervorlagen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Walter, J. (2020). Verbesserung des Leseverständnisses auch bei schwachen Grundschülern der vierten Klasse. Evaluation einer Fördermaßnahme auf der Basis des Programms "Wir werden Textdetektive" im Rahmen einer Felduntersuchung. Empirische Sonderpädagogik 12 (4), 320-346. Verfügbar unter https://www.pedocs.de/volltexte/2021/21614/pdf/ESP_2020_4_Walter_Verbesserung_des_Leseverstaendnisses.pdf [25.01.2022]

Letzte Änderung am: 25.01.2022

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