Aachener Förderdiagnostische Rechtschreibfehler-Analyse (AFRA)

DiagnosePrimarstufeÜbergang Primar-/SekundarstufeSekundarstufe

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
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Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Primar/ Sekundar 20 6 bis 12 grüner Punkt grüner Punkt blauer Punkt

Kurzbeschreibung

Preis: 32 Euro.

Das Tool Aachener Förderdiagnostische Rechtschreibfehler-Analyse (AFRA) ist ein Verfahren, mit dessen Hilfe eine qualitative Analyse der Rechtschreibfehler von Kindern und Jugendlichen ab der ersten Klasse bis zur Sekundarstufe durchgeführt werden kann. Es besteht aus verschiedenen Auswertungsbögen und einem Auswertungsraster. Anhand des Tools kann ein differenziertes Bild vom aktuellen Stand der Rechtschreibentwicklung der Schülerinnen und Schüler erstellt und Auskunft darüber erteilt werden, ob und in welchen Teilbereichen des Schriftsystems Lerndefizite bestehen, die eine eventuelle Förderung sinnvoll erscheinen lassen. Die Durchführung der Fehleranalyse erfolgt mittels Kopiervorlagen, die zum einen für eigene Rechtschreibüberprüfungen wie z.B. Diktate genutzt werden können, zum anderen gibt es Vorlagen für ausgewählte Rechtschreibtests, bei denen die kritischen fehleranfälligen Stellen pro Wort bereits identifiziert sind.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 29.10.2020

Welches Ziel hat das Tool?

Ziel des Verfahrens AFRA ist es, Rechtschreibfehler nicht allein auf der quantitativen Ebene zu bewerten zu können, sondern sie ergänzend unter qualitativen Aspekten zu differenzieren und somit die Bereiche zu identifizieren, in denen die Schülerinnen und Schüler noch Schwierigkeiten haben. Somit kann die Rechtschreibentwicklung der Kinder möglichst genau dargestellt und vorhandene Stärken und Defizite können benannt werden. Hierauf basierend kann die anschließende Förderung im Unterricht oder in der Therapie individuell auf die Testergebnisse abgestimmt werden.

Das Tool AFRA passt zu den Modulen S2 „Lese- und Schreibstrategien im Verbund vermitteln“ und S3 „Selbstreguliertes Lesen und Schreiben“.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Die Aachener Förderdiagnostische Rechtschreibfehler-Analyse (AFRA) kann als diagnostisches Instrument im schulischen, schulpsychologischen oder lerntherapeutischen Bereich eingesetzt werden, um Rechtschreibprofile von Kindern im Hinblick auf eine sich anschließende Förderung zu erstellen. Das Tool ist bereits ab dem ersten Schuljahr nutzbar. Die Rechtschreibprofile erlauben eine Übersicht über die relative Fehlerhäufigkeit pro Rechtschreib-Kategorie. Diese Kategorien orientieren sich an fundierten sprachwissenschaftlichen Prinzipien. In der AFRA wird jeder Fehler einer bestimmten Kategorie zugeordnet. Einige Fehler werden als Verstöße gegen zwei oder mehrere Regelungen klassifiziert. So wird ein genauer Blick auf die Rechtschreibentwicklung der Schülerinnen und Schüler und die Identifikation bestimmter Bereiche möglich, in denen noch Defizite vorhanden sind. Basierend auf diesen Ergebnissen ist die Erstellung eines passgenauen Förderplans für einzelne Schülerinnen und Schüler möglich. Da es um die individuelle Erstellung eines Kenntnis- bzw. Fehlerprofils im Bereich der Rechtschreibung geht und nicht darum, einen Vergleich zwischen verschiedenen Schülerinnen oder Schülern anzustellen, wird auf Mehrsprachigkeit nicht explizit eingegangen. Mehrsprachigkeit, aber auch die regional bedingt abweichende Aussprache bestimmter Laute, kann auf dem Bogen vermerkt und individuell berücksichtigt werden.

Wie funktioniert das Tool?

Die AFRA ist ein Verfahren, das von verschiedenen Nutzerinnen und Nutzern (Lehrerinnen und Lehrern, Lerntherapeutinnen und Lerntherapeuten) in sehr unterschiedlichen Kontexten (im Unterricht, in der Förderung oder auch der Lerntherapie sowie in der Alphabetisierung) eingesetzt werden kann. Mit Hilfe von Auswertungsbögen ist es möglich, eine qualitative Fehleranalyse einerseits für ausgewählte Rechtschreibtests durchzuführen, andererseits gibt es ein Auswertungsraster, welches eine qualitative Fehleranalyse auch für eigene Diktate und (mit Einschränkungen) auch für freie Texte ermöglicht. Anhand dieser Auswertungsbögen bzw. -raster ist es möglich, Rechtschreibfehler systematisch in ein System von 16 sprachwissenschaftlich begründeten Kategorien (unter Berücksichtigung von Minderheitskategorien sind es 25) aufzuteilen (Naumann und Stoffers, 1993). Diese 16 Kategorien werden in der AFRA mit einem Kürzel aus zwei Buchstaben abgekürzt und lassen sich in vier Analyse-Ebenen bündeln:

  • Phonologische Ebene (Phonem-Graphem-Korrespondenz). Mit dem Begriff phonologische Ebene wird die „grundlegende Stufe“ des Schreibens bezeichnet. Dies bedeutet, dass in der Deutschen Schriftsprache eine Korrespondenz zwischen Lauten und Schriftzeichen besteht. Das heißt: Jedem gehörten Laut (Phonem) steht ein Schriftzeichen (Graphem) gegenüber.
    Dieser Ebene sind sechs Kategorien zugeordnet (1. BF Buchstabenform, 2. GA Graphem-Auswahl, 3. GF Graphem-Folge, 4. SG+ Spezielle Grapheme Mehrheit und SG- Spezielle Minderheit, 5. SV+ Spezielle Verbindungen Mehrheit und SV- Spezielle Verbindungen Minderheit, 6. FW Fremdwort-Grapheme)

  • Lange und kurze Vokale (Vokalquantität). Diese Ebene stellt einen Sonderbereich zwischen der phonologischen und der morphologischen Ebene dar. Die Beherrschung aller Regeln in dieser Ebene liegt oft erst in der Sekundarstufe vor.
    Auf dieser Ebene der Vokalquantität lassen sich drei Kategorien verorten (1. LI+ lange i Mehrheit und LI- Lange i Minderheit, 2. LV+ Lange Vokale Mehrheit und LV- Lange Vokale Minderheit, 3. KV+ Kurze Vokale ohne Kennzeichnung Mehrheit, KVD+ Kurze Vokale mit Kennzeichnung Mehrheit und KV- Kurze Vokale Minderheit)

  • Morphologische Ebene (Morphologie). Morpheme (Wortbausteine) mit gleicher Bedeutung werden möglichst gleich, solche mit unterschiedlicher Bedeutung unterschiedlich geschrieben. Die Bearbeitung dieser Rechtschreibregeln beginnt oft früh in der Primarstufe, dauert aber bis in die Sekundarstufe an.
    Auf dieser Ebene sind fünf Kategorien zu finden (1. MS Morphologische Segmentierung, 2. MD Morphem-Differenzierung, 3. UM Unselbstständige Morpheme, 4. KA+ Konsonantische Ableitung Mehrheit und KA- Konsonantische Ableitung Minderheit, 5. VA+ Vokalische Ableitung Mehrheit und VA- Vokalische Ableitung Minderheit)

  • Syntaktische Ebene (Syntax). Auf dieser Ebene wird deutlich, dass die richtige Schreibung eines Wortes oft nur im Satzzusammenhang eindeutig zugeordnet werden kann (besonders trifft das auf die Groß- und Kleinschreibung von Wörtern zu).
    Dieser Ebene sind die letzten drei Kategorien zugeordnet (1. GK+ Groß- und Kleinschreibung Mehrheit, 2. GK- Groß- und Kleinschreibung Minderheit, 3. ZG Zusammen- und Getrenntschreibung)

Der AFRA liegen Kopiervorlagen bei. Dabei handelt es sich zum einen um eine tabellarische Auflistung der Fehlerkategorien, die genutzt werden kann, um eine eigene Rechtschreibanalyse an z.B. Diktaten durchzuführen. Zusätzlich gibt es Kopiervorlagen für gängige Rechtschreibtests, die bereits für jedes abgefragte Wort die sogenannten Lupenstellen – also die Stellen, an denen Fehler möglich sind – identifiziert und in einer systematischen Fehlerkategorientabelle analysiert haben. Es gibt Vorlagen für folgende Verfahren:
HSP 1+, HSP 2, HSP 3, HSP 4-5 und HSP 5-10 (May, 2013),
DERET 1-2+, 3-4+ (Stock & Schneider, 2008),
DRT 1, DRT 2, DRT 3 (Müller, 2003),
DRT 4 und DRT 5 (Grund, Leonhart & Naumann, 2017),
SLRT II (Moll & Landerl, 2010) und
WRT 1+, WRT 2+, WRT 3+ und WRT 4+ (Birkel, 2007).
Die Fehler, die in den voranstehenden Tests gemacht wurden, werden eingetragen und in ein Profil übertragen. Dort ist bereits berücksichtigt, dass bestimmte Fehler häufiger vorkommen als andere und somit ihre Basisrate höher ist. Es wird also nicht die absolute Anzahl der Fehler sondern ein Fehlerquotient ermittelt. Anhand des erstellten Rechtschreibprofils lässt sich graphisch veranschaulichen, auf welcher Ebene die Schülerin bzw. der Schüler Schwächen oder auch Stärken hat, welche Bereiche also noch Förderung benötigen und welche eher nicht.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: AFRA-Fehler-Analyse, bestehend aus Manual und Kopiervorlagen

Schulung: Durchführung und Auswertung sind mit Hilfe des Manuals möglich; eine Schulung ist nicht nötig.

Zugänglichkeit: Die AFRA ist bestellbar bei der Hogrefe Testzentrale (s. Links)

Auswertung: Die Auswertung erfolgt mit Hilfe eines Profilbogens, in den die Ergebnisse eingetragen werden. Die Dauer ist abhängig von der Länge des zu bewertenden Textes bzw. der Anzahl der Wörter und auch von dem Grad der Ausbildung und der Übung desjenigen, der die AFRA durchführt. Die Erstellung des Profils mit Hilfe des Computers wird am Beispiel des Tabellenkalkulationsprogramms Mircosoft Excel erklärt.

Preis: Das Verfahren kostet 32 Euro

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Die Aachener Förderdiagnostische Rechtschreibfehler-Analyse AFRA von Karl-Ludwig Herné und Carl Ludwig Naumann (2016) ist ein Verfahren zur qualitativen Fehleranalyse im Bereich der Rechtschreibung. Als Grundgerüst dienen sprachwissenschaftlich begründete Kategorien von Rechtschreibfehlern nach Naumann und Stoffers (1993).

b) empirische Fundierung

Mit der AFRA wurde ein Verfahren entwickelt, das den individuellen Leistungsstand eines Kindes darstellen und somit ermöglichen soll, eine passgenaue Förderung zu entwickeln. Eine empirische Fundierung des Verfahrens liegt nicht vor. Allgemeine, nicht speziell auf dieses Tool fokussierte Informationen zur Effizienz einer Strukturorientierung können in Mannhaupt (2003) und Schulte-Körne & Galuschka (2015) nachgelesen werden.

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Mit allen Rechtschreibtests, wenn diese keine oder eine weniger differenzierte Fehleranalyse beinhalten oder wenn Leistungsprofile im Längsschnitt verglichen werden sollen, aber keine identischen Fehlerschlüssel für die zu vergleichenden Zeitpunkte vorliegen.
Vorlagen liegen vor für:

Hamburger Schreibprobe 3 und 4-5 (HSP 3 und HSP 4-5)

Hamburger Schreibprobe 5-10 (HSP 5-10)

Diagnostischer Rechtschreibtest für 5. Klassen (DRT 5)

Alter: 6; 7; 8; 9; 10; 11; 12; 13; 14; 15; 16; 17

Klassenstufe: 1; 2; 3; 4; 5; 6; 7; 8; 9; 10; Sek II

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Bestellung des Tests:
https://www.testzentrale.de/shop/aachener-foerderdiagnostische-rechtschreibfehler-analyse.html [09.11.2020]

Literaturhinweise

Birkel, P. (2007). Weingartener Grundwortschatz Rechtschreibtest für erste und zweite Klassen (WRT 1+). (2. neu normierte und vollständig überarbeitete Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Birkel, P. (2007). Weingartener Grundwortschatz Rechtschreibtest für zweite und dritte Klassen (WRT 2+). (2. neu normierte und vollständig überarbeitete Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Birkel, P. (2007). Weingartener Grundwortschatz Rechtschreibtest für dritte und vierte Klassen (WRT 3+). (2. neu normierte und vollständig überarbeitete Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Birkel, P. (2007). Weingartener Grundwortschatz Rechtschreibtest für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+). (2. neu normierte und vollständig überarbeitete. Aufl.). Weinheim: Beltz.

Grund, M., Leonhart, R. & Naumann, C. L. (2017). Diagnostischer Rechtschreibtest für 4. Klassen (DRT 4). (3. aktualisierte und neu normierte Aufl.). Weinheim: Beltz.

Grund, M., Leonhart, R. & Naumann, C. L. (2017). Diagnostischer Rechtschreibtest für 5. Klassen (DRT 5). (3. aktualisierte und neu normierte Aufl.). Weinheim: Beltz.

Herné, K.-L. & Naumann, C.L. (2016). Aachener Förderdiagnostische Rechtschreibfehler-Analyse (5. überarbeitete Aufl.). Aachen: Alfa Zentaurus Verlag.

Landerl, K., Wimmer, H. & Moser, E. (1997). Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT). Bern: Huber.

Mannhaupt, G. (2003). Ergebnisse von Therapiestudien. In W. Suchodoletz (Hrsg.).Therapie der Lese- Rechtschreib- Störung (LRS). Traditionelle und alternative Behandlungsmethoden im Überblick. (S. 93-109). Stuttgart: Kohlhammer.

May, P. (2013). Hamburger Schreibprobe (HSP 1-10). Hamburg: Verlag für pädagogische Medien.

Moll, K. & Landerl, K. (2010). Lese- und Rechtschreibtest (SLRT II). Weiterentwicklung des Salzburger Lese- und Rechtschreibtests (SLRT).  (2. korrigierte Aufl.). Bern: Huber.

Müller, R. (2003). Diagnostischer Rechtschreibtest für 1. Klassen (DRT 1). (2. aktualisierte Aufl.). Weinheim: Beltz.

Müller, R. (2003). Diagnostischer Rechtschreibtest für 2. Klassen (DRT 2). (4. aktualisierte Aufl.). Weinheim: Beltz.

Müller, R. (2003). Diagnostischer Rechtschreibtest für 3. Klassen (DRT 3). (4. aktualisierte Aufl.). Weinheim: Beltz.

Naumann, C.L. & Stoffers, J. (1993). Rechtschreib-Tests und -Fehler-Schlüssel in der Orientierungsstufe. Diskussion Deutsch, 132, 299-306.

Schulte-Körne, G. & Galuschka, K. (2015). Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und / oder Rechtschreibstörung. Evidenz- und konsensbasierte Leitlinie. Verfügbar unter: https://www.bvl-legasthenie.de/images/static/pdfs/Leitlinien/LF_Leitlinie.pdf [09.11.2020]

Stock, C. & Schneider, W. (2008). Deutscher Rechtschreibtest für das erste und zweite Schuljahr (DERET 1-2+). Göttingen: Hogrefe.

Stock, C. & Schneider, W. (2008). Deutscher Rechtschreibtest für das dritte und vierte Schuljahr (DERET 3-4+). Göttingen: Hogrefe.

Letzte Änderung am: 04.04.2022

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