Im Juni fand in Filderstadt ein großes Zusammenkommen zahlreicher Mitwirkender der Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer statt. Rund 700 Gäste folgten der Einladung zum BiSS-Transfer-Kongress für Baden-Württemberg, der vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) veranstaltet wurde. Zu den Teilnehmenden zählten sowohl zahlreiche Lehrkräfte des Landes als auch Mitwirkende aus Bildungsadministration und -politik.
Im Anschluss an den Kongress folgte ein Treffen, das von Seiten des Trägerkonsortiums BiSS-Transfer organisiert wurde. Hier kamen rund 30 BiSS-Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren und Mitwirkende der BiSS-Fachgruppen zusammen, um sich zu Erfolgen, Erfahrungen und Perspektiven der Initiative auszutauschen.
Auftakt und Begrüßung zum BiSS-Transfer-Kongress
Auf dem BiSS-Transfer-Kongress Baden-Württemberg am 5. Juni in Filderstadt waren alle Gruppen vertreten, die an der Umsetzung des Programms BiSS-Transfer in dem Land in unterschiedlichen Rollen beteiligt sind. Hierzu zählen neben den Veranstaltern beispielsweise Schulleitungen, Lehrkräfte, Regionalkoordinatorinnen und Fortbildende. Auch BiSS-Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren aus anderen Bundesländern waren vor Ort.
Zum Auftakt der Veranstaltung begrüßte Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke, Präsident des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL), die Anwesenden. Er lobte unter anderem die große Fortbildungsbereitschaft der Lehrenden an den Grundschulen, die eine wichtige Basis für den Schulerfolg darstelle. In Baden-Württemberg ist BiSS-Transfer ein Teil des Landesprogramms „Starke Basis!“. Es sorge mit dafür, dass sich die Ausbildung von Sprachfertigkeit als roter Faden durch die Schullaufbahn ziehe, so Thomas Riecke-Baulecke.
Theresa Schopper, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, äußerte sich in ihrer Rede erfreut darüber, dass das Angebot von BiSS-Transfer sehr gut angenommen worden ist. „Lesen ist der Schlüssel zur Welt. Wer nicht ausreichend lesen kann, wird sich in der Schule schwertun, egal ob in Deutsch, Mathematik oder auch in allen anderen Fächern.“, erläuterte sie. Ausdrücklich lobte die Ministerin die Bund-Länder-Verknüpfung durch BiSS-Transfer. Der Austausch sei wichtig und man müsse das Rad nicht immer neu erfinden, so Theresa Schopper.
„Niemand ist BiSS-fester hier im Raum“
Mit diesen Worten kündigte Moderator Johannes Büchs Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek vom BiSS-Transfer-Trägerkonsortium an. Das Trägerkonsortium ist unter anderem für die wissenschaftliche Begleitung der BiSS-Transfer-Angebote verantwortlich. Angesichts von rund 2.100 Grundschulen in Baden-Württemberg, die mit BiSS-Transfer arbeiten, freute sich Michael Becker-Mrotzek, „dass BiSS nach zwölf Jahren so gut angekommen ist in Baden-Württemberg“. Er betonte die Bedeutung der Evidenzbasierung, also der wissenschaftlich nachgewiesenen Wirksamkeit des Programms. Zudem sorge in BiSS-Transfer die Kooperation zwischen den Verbünden, dem Trägerkonsortium, den Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren und dem Lenkungsausschuss dafür, dass Akteure auf unterschiedlichen Ebenen zusammenarbeiteten.
Ein Lese-Rap, BiSS-Boxen und ein Zertifikat für jede Schule
Auch wie sprachliche Bildung im Schulalltag konkret aussehen kann, zeigte der Kongress in beispielhaften Videos aus der Praxis. Eine baden-württembergische Schule führt etwa über die Methode des Modeling (lautes Denken) eine BiSS-spezifische Lesestrategie ein, bei der die Lehrkraft das eigene Denken versprachlicht. Die Kinder einer anderen Schule entwickelten ein Lied als festes Ritual für das Leseband. Die BiSS-Ansprechpersonen der Schule berichten von großen Fortschritten vor allem im Bereich der Leseflüssigkeit.
Ein Leiter einer Stadtbücherei erklärte zudem, wie er für die Grundschulen der Umgebung BiSS-Boxen mit Büchern packt, die passgenau auf das Leseband abgestimmt sind. Die Bücherei ist als externer Lernort BiSS-Kooperationspartner. Ein weiterer besonderer Höhepunkt des Tages war die Übergabe der BiSS-Transfer-Zertifikate und Plaketten, die alle beteiligten Grundschulen in Baden-Württemberg zur Wertschätzung und als sichtbares Aushängeschild erhalten.
Wie geht es weiter in Baden-Württemberg? Der Kongress gab einen Ausblick
Dr. Annette Graf vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), Regionalstelle Stuttgart, und Michael Körber, der zuständige Referent im Bereich Grundschulen im baden-württembergischen Ministerium für Kultur, Jugend und Sport, haben als Landeskoordinatorin bzw. Landeskoordinator einen großen Anteil am Erfolg von BiSS-Transfer in Baden-Württemberg. Ihr Ausblick zeigt, dass sie noch viel vorhaben: Der bisherige Schwerpunkt im Land liegt auf dem Lesen, hier ist beiden die Durchgängigkeit ein wichtiges Anliegen. In den Kitas ist das dialogische Lesen verbreitet. Dies soll durch gemeinsame Fortbildungsangebote für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte der Kitas weiter ausgebaut werden.
Zudem soll BiSS in der Sekundarstufe mit den „Textprofis“ weiter ausgerollt werden, damit die Schulen im Land das Thema Lesen „ohne Brüche weiterführen“ können. In den Grundschulen wird das Thema BiSS unter dem Aspekt der Mehrsprachigkeit stärker in den Fokus genommen. Dazu werden die BiSS-Fortbildenden durch das ZSL in Zusammenarbeit mit dem Mercator-Institut in Köln entsprechend weiterqualifiziert.
Treffen der BiSS-Landeskoordinationen und Fachgruppen
Unmittelbar im Anschluss an den Kongress und am folgenden Tag trafen sich die BiSS-Landeskoordinatorinnen und -Landeskoordinatoren, Tutorinnen und Tutoren sowie Mitglieder der Fachgruppen „Praxis und Implementation sprachlicher Bildung“ und „Transferprozesse sprachlicher Bildung nachhaltig gestalten“.
Prof. Dr. Becker Mrotzek erläuterte, dass BiSS-Transfer mit rund 90 Verbünden in 15 Bundesländern sein gesetztes Ziel erreicht habe. Prof. Hans-Joachim Roth, Direktor des Mercator-Instituts in Köln und Mitglied des BiSS-Transfer-Trägerkonsortiums, berichtete vom weiterhin regen Zulauf zu den Blended-Learning-Kursen von BiSS-Transfer. Diese werden nicht nur in der Fortbildung von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften genutzt, sondern auch an Hochschulen greifen Lehramtsstudierende auf diese Angebote zu.
Zentrales Thema des Treffens war der Austausch zu den Perspektiven, die sich für etablierte Strukturen und Angebote aus BiSS-Transfer ergeben können. Bereits bei der BiSS-Transfer-Zukunftswerkstatt in Halle an der Saale war von den Teilnehmenden der Wunsch nach dem Erhalt der im Projekt aufgebauten Netzwerkstrukturen und Angebote geäußert worden. Auch in Filderstadt wurde in dem gemeinsamen Austausch der Teilnehmenden deutlich, dass es in den Ländern viele Strukturen und Angebote gibt, die erhalten bleiben sollten, gerade auch, weil sie über Ländergrenzen hinaus Kontakte ermöglichen. In zahlreichen Landesprogrammen sind BiSS-Angebote als fester Bestandteil integriert. Daher ist es laut den Teilnehmenden von zentraler Bedeutung, die wissenschaftlich gestützten Blended-Learning-Fortbildungen, das etablierte BiSS-Transfer-Netzwerk und weitere BiSS-Leistungen dauerhaft zu sichern. Filderstadt zeigte erneut: Kontinuität in Form langfristig angelegter und erprobter Strukturen ist ein zentrales Bedürfnis der Mitwirkenden in den Ländern.
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