Bild: M. Arias/Trägerkonsortium BiSS-Transfer

Das war die BiSS-Transfer-Jahrestagung 2023:
Inhalte, Impulse und Highlights im Überblick

Wie kann sprachliche Bildung systematisch und nachhaltig in Schulen verankert und in den Unterricht integriert werden?

Diese Frage stand im Mittelpunkt der vierten Jahrestagung von BiSS-Transfer am 9. und 10. November 2023. Rund 160 BiSS-Transfer-Mitwirkende kamen nach Frankfurt am Main, um sich zu dem Thema „Sprachliche Bildung als Aufgabe von Schul- und Unterrichtsentwicklung“ auszutauschen und spannenden Impulsvorträgen zu folgen.

Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek sowie Prof. Dr. Hans-Joachim Roth (Mitglieder des Trägerkonsortiums BiSS-Transfer) moderierten die Tagung, die auch per Live-Stream übertragen wurde.

Auftakt und Grußworte

Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), Mitglied des Trägerkonsortiums

Zum Auftakt der vierten Jahrestagung der Initiative BiSS-Transfer begrüßte Prof. Dr. Marcus Hasselhorn die Teilnehmenden, die sich im Casino-Gebäude der Goethe-Universität Frankfurt zusammengefunden hatten. Vor rund zehn Jahren, so resümierte er, war die Geburtsstunde von BiSS. Viele der Teilnehmenden seien von Anfang an dabei gewesen, viele seien neu hinzugekommen – alle verbunden in dem gemeinsamen Credo, Sprache als Schlüsselkompetenz für alle Fragen rund um Bildungsfortschritt und Bildungserfolg zu sichern.

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Dr.in Johanna Börsch-Supan, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Dr.in Johanna Börsch-Supan hieß die Mitwirkenden in BiSS-Transfer vor Ort mit einer Videobotschaft willkommen. Beeindruckt lobte sie die starke Vernetzung und die gewachsene Anzahl der Schulen und Kitas, die an den Verbünden von BiSS-Transfer beteiligt sind.

„Ebenso eindrucksvoll ist“, so die Abteilungsleiterin für Allgemeine und berufliche Bildung am BMBF weiter, „wie sich die Investitionen in die Blended-Learning-Einheiten von BiSS in BiSS-Transfer jetzt bezahlt machen. Insgesamt wurden mittlerweile über 23.000 Personen mit BiSS-Blended-Learning-Kursen fortgebildet. BiSS-Transfer ist eine Erfolgsgeschichte, die Sie gemeinsam schreiben und die ist noch nicht zu Ende“, appellierte Johanna Börsch-Supan an ihr Publikum.

Denn Kompetenzen in der deutschen Sprache sind ein zentraler Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe, einen erfolgreichen Bildungsverlauf und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, resümierte sie. „Jeder Mensch sollte seinen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden und Chancen auf Bildungsbeteiligung unabhängig von seiner sozialen und kulturellen Herkunft erhalten.“ BiSS-Transfer spiele dabei eine starke Rolle – nicht nur bei fachlichen Aspekten der sprachlichen Bildung.

„Auch sind die Inhalte und Strukturen von BiSS-Transfer vorbildlich, um wissenschaftliche Ergebnisse in die Praxis zu bringen. Sie können neben ähnlichen Aktivitäten, wie ‘Schule macht stark’ und anderen, eine Inspiration für das Startchancen-Programm sein.“

Dr.in Johanna Börsch-Supan

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Christopher Textor, Abteilungsleiter im Hessischen Kultusministerium, Mitglied im Lenkungsausschuss von BiSS-Transfer

Christopher Textor begrüßte die Teilnehmenden am zweiten Tag der Jahrestagung und betonte, dass gerade auch für den hessischen Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz das Thema Bildungssprache Deutsch – und damit BiSS-Transfer – eine herausragende Angelegenheit darstelle. „Wir haben, als das Land Hessen die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz im Jahr 2019 innehatte, entschieden, dass wir das Thema Bildungssprache Deutsch zum Schwerpunktthema machen“, so Christopher Textor.

Der Gedanke, dass das Beherrschen der bildungssprachlichen Kompetenzen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund die entscheidende Komponente für den Schulerfolg ist, habe sich dabei in allen 16 Ländern von Anfang an durchgesetzt. Denn nach wie vor spiele die Herkunft immer noch eine Rolle dabei, wie erfolgreich ein junger Mensch in Schule und im Leben ist – wie auch Studien verdeutlichen. Das Beherrschen der Bildungssprache Deutsch ist für ihn hier ein wichtiger Faktor für Änderungserfolg. Denn: „Ohne Sprache ist kein Miteinander möglich, ist auch kein Bildungserfolg möglich“, so Christopher Textor.

Die Empfehlung der Kultusministerkonferenz vom 5. Dezember 2019 „Bildungssprachliche Kompetenzen in der deutschen Sprache stärken“ habe dabei viele Erkenntnisse und Empfehlungen von BiSS aufgegriffen und setzt einen strukturellen Rahmen für alle Länder.

Bezogen auf die Umsetzung konkreter Maßnahmen sind verschiedene Faktoren für ihn wichtig. Zum einen gehe es nur mit „Partnern“ – wie es zum Beispiel in der Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer der Fall ist. Zum anderen spielt auch ein langer Atem bei der Umsetzung von Maßnahmen eine wichtige Rolle: „Wir brauchen Zeit in dem Bereich.“ Und nicht zuletzt müssten sich alle der Kernaufgabe bewusst sein, „dass die Sprachbildung und Sprachförderung zwar eine zentrale Aufgabe des Fachs Deutsch ist, aber natürlich auch eine Mitaufgabe aller anderen Fächer.“

„Der Gedanke – das hat man bei der Arbeit gemerkt –, dass das Beherrschen der bildungssprachlichen Kompetenzen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund die entscheidende Komponente für den Schulerfolg ist, das hat sich in allen 16 Ländern von Anfang an durchgesetzt.“

Christopher Textor

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Prof. Dr. Hans-Joachim Roth, Direktor Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, Trägerkonsortium BiSS-Transfer

Wie lässt sich sprachliche Bildung langfristig in der Schul- und Unterrichtsentwicklung verankern? Welche Maßnahmen unterstützen dabei und welche Tools lassen sich nutzen? Prof. Dr. Hans-Joachim Roth führte in das diesjährige Tagungsthema ein und erläuterte, warum es wichtig ist, den Blick nicht nur auf die Unterrichtsentwicklung zu richten, sondern auch auf die Einbettung in eine Organisations- und Personalentwicklung.

Genau diesem Ziel hat sich BiSS-Transfer verpflichtet und Einiges erreicht, betont er. Netzwerke sind entstanden und viele Maßnahmen, Materialien und Angebote wurden geschaffen. Beispiele hierfür sind die BiSS-Transfer Fortbildungsangebote und zahlreiche Unterstützungsmaterialien – wie Handreichungen oder Projektatlanten mit empirischen Ergebnissen. Weitere Unterstützung bieten die Tool-Datenbank, das Verbundmonitoring mit vielen Stimmen aus der Praxis, und die entstandenen Netzwerke aus Fachgruppen und Landeskoordinationen.

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Keynote Prof.in Dr. Dr. Christiane Spiel, Universität Wien: „BiSS-Transfer und beyond: Was braucht es für einen nachhaltigen Erfolg?“

In ihrer Keynote hob Prof.in Christiane Spiel hervor, dass die Bildungspolitik das wichtigste Feld in der Politik ist, da Bildung nicht nur einen wichtigen Faktor für ein gesundes Leben auf individueller Ebene darstellt. Bildung ist auch gesamtgesellschaftlich essenziell. Denn gut ausgebildete Bürgerinnen und Bürger tragen zum wirtschaftlichen und sozialen Wohlergehen eines Staates bei, indem sie etwa mehr verdienen und somit auch mehr Steuern zahlen, so Christiane Spiel.

Dennoch gestaltet sich die Implementation von Programmen oder Maßnahmen aufgrund verschiedener Herausforderungen häufig auf mehreren Ebenen schwierig. Anhand eines Beispiels zeigte Christiane Spiel aber, wie die Implementation gelingen kann. Vor einigen Jahren hat sie eine Strategie zur Gewaltprävention an Schulen in Österreich entwickelt und sie erfolgreich verstetigt. Aus ihrer Erfahrung heraus sagt sie, dass es erst einmal wichtig ist, Betroffenheit in der Öffentlichkeit zu erzeugen und aufrecht zu erhalten: „Das heißt, eine Betroffenheit zu erzeugen, die dazu führt, dass die Öffentlichkeit/die Gesellschaft erkennt, wie wichtig es ist, in Bildung, in Bildungsmaßnahmen zu investieren.“ Ebenso wichtig ist es, die Wirkung von Maßnahmen sichtbar zu machen und deren Ergebnisse zu präsentieren.

Entscheidend sind auch Kommunikation und Kooperation. So sollte die Praxis mit der Wissenschaft zusammenarbeiten, die Verwaltung sollte sich ein Wissenschaftsverständnis aneignen und die Politik sollte im Austausch mit Wissenschaft und Praxis stehen. Schon bei der Planung von Maßnahmen und Projekten sollte die Implementation mitbedacht und Zielgruppen – ihre Einstellungen, ihr Wissen, Ressourcen usw. – von Anfang an mit eingebunden werden.

Auch Evaluation sei wichtig, um zu ermitteln

  • in welchem Umfang und mit welcher Qualität ein Programm oder eine Maßnahme vermittelt oder implementiert wurde.
  • in welchem Umfang an einem Programm oder einer Maßnahme teilgenommen und diese angewandt wurde.

Ein Problem sei es, dass es derzeit vorwiegend Programme zur Förderung von Projekten gibt. Projektförderung ist aber zeitlich begrenzt und die Förderprogramme von Ländern und Bund sind nur eingeschränkt aufeinander abgestimmt. Die Professorin hält es daher für erforderlich, dass die Fördermaßnahmen und -programme zwischen Ländern und Bund abgestimmt werden und dass der gesamte Prozess systematisch gefördert wird, vom Pilotprojekt bis zur flächendeckenden Implementation. Um Veränderung zu bewirken, brauche es Mut und langen Atem.

Hier finden Sie den Videomitschnitt der Keynote von Prof.in Dr. Dr. Christiane Spiel, Universität Wien.

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Gesprächsrunde

Unter Moderation von Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Sprecher des Trägerkonsortiums BiSS-Transfer, befasste sich eine Gesprächsrunde aus Wissenschaft und Praxis mit der Frage: Wie kann es in der Zukunft noch besser gelingen, Konzepte der sprachlichen Bildung und sprachlichen Förderung in der Breite zu verankern? Impulse dazu gaben Prof.in Dr. Dr. Christiane Spiel, Universität Wien, Prof. Dr. Elmar Souvignier, Universität Münster, und Dr.in Annette Graf, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg.

Annette Graf bot den Teilnehmenden einen tieferen Einblick in die praktischen Erfahrungen aus Ländersicht. Denn in Baden-Württemberg fand jüngst ein landesweiter Roll-out mit Fokus auf die Leseförderung statt. Mehr als 2.000 Schulen beteiligen sich in dem Land nun an BiSS-Transfer. Ein Teil des Erfolgskonzepts liegt für Annette Graf dabei in der Pilotierung. „Wir haben erst im Kleinen angefangen – mit 40 Schulen. Das war vor zweieinhalb Jahren, jetzt sind wir bei über 2.000 Schulen. Der Grund: Wir haben im Piloten gesehen, es kam gut an bei den Schulleitungen, bei den Lehrkräften. Und das Allerwichtigste war: Uns wurde von den Lehrkräften zurückgemeldet, dass die Schülerinnen und Schüler sich wirklich verbessern im Lesen.“

Dass Erfolge Motivation schaffen, darin sind sich die Gesprächsteilnehmenden einig. Alle Beteiligten müssten die Vorteile erkennen, dann funktioniert auch die Veränderung. Häufig helfe dabei das Motto „Think big, but start small“. Sprich: Im Kleinen anzufangen und dann zu wachsen – mit Blick auf Maßnahmen und Ziele. Programme zu haben, sei dabei wahnsinnig wichtig, betonte Elmar Souvignier. Auch die Evidenz spiele gerade bei der Implementation von Programmen eine wichtige Rolle. So können Erfolge aufgezeigt und Veränderungsbereitschaft gefördert werden.

Ein weiteres Erfolgskriterium ist laut Gesprächsrunde die Zusammenarbeit. Denn: Transfer bedeutet heute immer mehr Dialog. Dieser muss über alle Beteiligten hinweg funktionieren – zwischen Administration, Politik, Praxis und Wissenschaft. Auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten hierfür wurden gemeinsam mit dem Publikum ausgetauscht. Lösungen könnten beispielsweise Brückeninstitutionen oder ein Ansatz wie „Wanderer zwischen den Welten“ sein. Das heißt: Personen arbeiten eine Zeit lang in der Politik, dann in der Praxis und in der Administration, oder tun dies mit einem Teil ihres Zeitbudgets, und bringen das Wissen dann in anderen Institutionen ein.

Baden-Württemberg ist ein Beispiel für gelungene Partnerschaft und Zusammenarbeit – länderintern sowie länderübergreifend – resümierte Annette Graf. Auch von dem Blended-Learning-Angebot von BiSS-Transfer habe das Land profitiert, da hierüber sehr viele Lehrkräfte auf einmal fortgebildet werden konnten.

„Wir als Land wurden nicht allein gelassen. Wir wussten immer: Wir haben das Trägerkonsortium als starken Partner an der Seite. Wir haben die anderen Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren, wir haben die Ergebnisse der anderen Länder. (…) Wir haben uns angeschaut, was hat in den anderen Ländern gut geklappt – evidenzbasiert – was hat sich als wirksam gezeigt? Das hätten wir nie allein geschafft, hätten wir nicht diese große BiSS-Familie und den Austausch gehabt.“

Dr.in Annette Graf

Wichtig bei aller Veränderung, die man gemeinsam erreichen möchte, sind langer Atem und Kontinuität, da war sich die Gesprächsrunde einig. Entwicklungen brauchen Zeit. „Schulen brauchen Kontinuität, an einer Sache dranzubleiben, sich die Zeit geben zu dürfen und sich einer Sache über eine lange Zeit widmen zu dürfen“, so Annette Graf.

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Würdigung neu zertifizierter und engagierter Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Auf der Jahrestagung wurden auch 50 neue Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus dem Forschungsnetzwerk geehrt. Sie haben in den vergangenen zwei Jahren ihren Zertifikatskurs abgeschlossen und dürfen nun Fortbildungen von BiSS-Transfer anbieten sowie weitere Fortbildnerinnen und Fortbildner qualifizieren. Einige von ihnen waren in Frankfurt vor Ort dabei und wurden auf der Bühne für ihr Engagement geehrt.

Darüber hinaus honorierte Prof. Dr. Hans-Joachim Roth als Mitglied des Trägerkonsortiums den außergewöhnlichen Einsatz von Britta Sauerwein, Brigitte Bohlmann und Heike Kleineberg. Alle drei Multiplikatorinnen sind bereits seit der Vorgängerinitiative BiSS mit dabei und haben in den vergangenen Jahren nicht nur eine große Anzahl an Blended-Learning-Fortbildungen an der hessischen Lehrkräfteakademie initiiert und organisiert. Sie haben in diesem Rahmen auch unglaublich viele ihrer Teilnehmenden dazu motiviert, die Fortbildungen mit dem Zertifikat BiSS-Fortbildnerin bzw. BiSS-Fortbildner abzuschließen.

Einige O-Töne der drei Multiplikatorinnen geben wertvolle Impulse, worauf es bei der erfolgreichen Umsetzung von Fortbildungen ankommt:

„Kommunikation, Kooperation und Reflexion waren handlungsleitend für uns.“

„Es war besonders bedeutsam, dass das BiSS-Transfer Blended-Learning-Portal so umfassend ist und wissenschaftlich fundiert, dass es einfach sehr geholfen hat, um im Unterricht zu konzipieren und sich selbst weiterzuentwickeln.“

„Für Lehrkräfte ist es einladend und motivierend, dass sie das Gelernte direkt im Unterricht gebrauchen können und dass es funktioniert.“

„Für die Lehrkräfte bedeuten die didaktischen Lernaufgaben: Erarbeite dir etwas Neues an Wissen und erprobe und wende es in deinem Unterricht an. Darauf kommt es an, auf keinen Perfektionismus, sondern dass sich etwas verändert.“

Auf der BiSS-Transfer-Jahrestagung 2023 wurden die drei Multiplikatorinnen Britta Sauerwein, Heike Kleineberg und Brigitte Bohlmann dafür geehrt, dass sie besonders viele Fortbildungen angeboten und besonders viele Fortbildnerinnen- und Fortbildner-Zertifikate abgenommen haben.

Das BiSS-Transfer-Team sagt an dieser Stelle nochmals: Herzlichen Dank!

Das Bild zeigt drei Multiplikatorinnen mit Blumenstrauß auf der Bühne der BiSS-Transfer-Jahrestagung 2023, die für ihre Leistung im Rahmen von BiSS-Transfer geehrt werden.
Bild: Trägerkonsortium BiSS-Transfer/Milton Arias

BiSS-Transfer im Blick

Was gibt es Neues in BiSS-Transfer? Prof. Dr. Marcus Hasselhorn aus dem Trägerkonsortium informierte zum Auftakt des zweiten Tages über den aktuellen Stand der Initiative, über neue Publikationen, zukunftsorientierte Netzwerktreffen, über die Blended-Learning-Kurse und die Tool-Datenbank. Auch die Kommunikationsarbeit von BiSS-Transfer und der aktuelle Stand des Forschungsnetzwerks waren Teil seiner Ausführungen.

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Keynote Prof.in Dr. Gisela Kammermeyer, Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau: „Sprachliche Bildung als Aufgabe von Unterrichts- und Schulentwicklung: Auf Gespräche kommt es an!“

„Auf Gespräche kommt es an!“, betonte Prof.in Dr. Gisela Kammermeyer in ihrer Keynote am 10. November auf der Jahrestagung BiSS-Transfer. „Lehrkräfte und Fachkräfte werden sagen: Das machen wir doch den ganzen Tag und das machen wir doch schon immer“, räumte die Professorin ein. Dennoch: Das Potential von Gesprächen, die Schülerinnen und Schüler zu länger anhaltenden Gesprächen und vertieftem Nachdenken in fachlichen und alltäglichen Kontexten anregen, wird von vielen Lehrkräften und Fachkräften noch nicht genügend ausgeschöpft, erklärt sie. Studien zeigen, dass diese Art der Interaktion häufig zu kurz kommt. Demnach schätzen Lehrpersonen ihren Sprechanteil wesentlich geringer ein als es Videoanalysen nachher zeigten. Für Schülerinnen und Schüler bleibt somit wenig Zeit zum Sprechen.

Auch in der Interaktionsqualität gibt es – Studien zufolge – Verbesserungsbedarf. Häufig stellen Lehrkräfte einfache Fragen, die mit wenigen Worten beantwortet werden können. Ausführlichere Antworten sind hingegen selten, das Feedbackverhalten ist ausbaufähig.

Weiterer Handlungsbedarf, so macht Gisela Kammermeyer klar, besteht in der kollegialen Kooperation. Denn am häufigsten tauschen sich Lehrkräfte über Unterrichtsmaterialien aus und tauschen diese aus. Selten finden Ko-Konstruktionen statt – sprich:  länger anhaltende Gespräche, die über den Austausch von Unterrichtsmaterialien hinausgehen. Auch mit Blick auf die Schulentwicklung gibt es wenig Ko-Konstruktionen.

Wie aber kann die kollegiale Kooperation und die Interaktionsqualität mit Schülerinnen und Schülern gefördert werden? Beides könne durch langfristig angelegte Fortbildungen nachhaltig verbessert werden, davon ist Gisela Kammermeyer überzeugt. Lehrkräfte und Fachkräfte könnten so beispielsweise den Umgang mit offenen Fragen – wie „Wie bist du denn darauf gekommen?“ oder „Wie kannst du das herausfinden?“ – verinnerlichen. Sie eignen sich positive Rückmeldestrategien – wie korrektives Feedback oder vertieftes Nachfragen – an oder können Strategien zur Konzeptentwicklung erlernen, um Vergleiche und Zusammenhänge herzustellen.

Darüber hinaus diene eine Fortbildung als Ausgangspunkt für weitere Gespräche innerhalb des Kollegiums, wenn Lehrkräfte aus einer Schule oder Fachkräfte aus derselben Kita gemeinsam eine Fortbildung besuchen. Eine wichtige Voraussetzung, die in Zeiten von Fachkräftemangel nicht selbstverständlich sei, ist es, dass Schulleitungen Zeit und Raum für regelmäßige Gespräche zur Verfügung stellen und für die Gespräche eine Strukturierung an die Hand geben. Hierzu gibt es unterstützendes Material in Form von Gesprächswerkzeugen. Beispielmaterialien aus dem Qualifizierungskonzept „Mit Kindern im Gespräch“ (Kammermeyer et al. 2019) sind Wendekarten, Fächer und ein Hosentaschenbuch, die helfen, im Gespräch zu bleiben und sich dabei zu fokussieren.

Dieses Fortbildungskonzept mit Fokus auf Interaktionsqualität stellte Gisela Kammermeyer im Rahmen der Jahrestagung kurz vor. Das Besondere hierbei: Das Qualifizierungskonzept ist auf breiter Basis verankert, es setzt in der Krippe an und ist als durchgängiges Konzept bis zur Sekundarstufe II angelegt. Die Evaluation in der Kita zeigt die Verbesserung der Interaktionsqualität und die Nachhaltigkeit der Fortbildungen. Auch nach drei Jahren blieb das erreichte Interaktionsniveau erhalten.

„Interaktionen sind der Motor der Entwicklung. Sowohl bei Schülerinnen und Schülern als auch bei Lehrkräften und Fachkräften in Kitas und Schulen. Interaktionen sind also bedeutsam für die Unterrichts- und für die Schulentwicklung.“

Prof.in Dr. Gisela Kammermeyer

Hier finden Sie den Videomitschnitt der Keynote von Prof.in Dr. Gisela Kammermeyer, Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau.

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Posterschau

Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Posterschau, die den Teilnehmenden die Arbeit aus Verbünden und Forschungsnetzwerk ein Stück weit näherbrachte. Viele Verbünde und Forschungsprojekte präsentierten so ihre Konzepte, Maßnahmen und Erfahrungen und regten zum Austausch an. Alle Poster stehen in einer Bildergalerie sowie als PDF-Download zur Verfügung.

Workshops

In neun verschiedenen Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Teilnehmenden intensiv mit den Voraussetzungen und Möglichkeiten, sprachliche Bildung nachhaltig in Schul- und Unterrichtsentwicklung zu verankern. Acht Workshops fanden in Präsenz statt, einer wurde den online zugeschalteten Teilnehmenden angeboten. Gewinnen Sie einen kurzen Einblick in die Themen und Erkenntnisse sowie die Präsentationsgrundlagen des gemeinsamen Austauschs!

Konkrete Anregungen dafür, welche Voraussetzungen im Kontext gelebter Mehrsprachigkeit mit Blick auf eine sprachsensible Schulentwicklung berücksichtigt werden sollten, erhielten rund 15 Teilnehmende in Workshop 1. Gemeinsam arbeiteten die BiSS-Transfer-Mitwirkenden hier an praxisnahen Lösungen.

Eine notwendige Voraussetzung liegt laut Arbeitsgruppe in der Entwicklung einer sprachsensiblen Schulkultur. Hierzu zählt es beispielsweise, gemeinsame Leitvorstellungen zu bilden oder sprachsensible Lerngelegenheiten für Schülerinnen und Schüler anzubieten und solche Maßnahmen dann auch fest in der Schulstruktur zu verankern.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor dabei ist die Bereitschaft der Lehrkräfte – insbesondere der Fachlehrkräfte. Viele hätten beispielsweise Angst, durch Sprachbildung Zeit für Fachinhalte zu verlieren. Hier gehe es darum, Überzeugungsarbeit zu leisten und an einer Professionalisierung zu arbeiten. Sprich: Fortbildungen längerfristig auszurichten aufeinander aufbauend zu planen und Möglichkeiten des Austauschs und des Feedbacks zu bieten. Ein wichtiger Ansatzpunkt dabei könnte es sein, verbesserte Leistungen der Schülerinnen und Schüler erlebbar zu machen, um auf diese Weise Fachlehrkräfte zu überzeugen.

Grundsätzlich ist langer Atem bei diesen Prozessen laut Arbeitsgruppe ebenso entscheidend wie eine professionelle Begleitung und die Beteiligung aller Fächer. Denn: Schulentwicklung erfordert sehr viel Abstimmung und braucht daher Zeit. Wichtig sei ebenso die Konsensfähigkeit und Handhabbarkeit. Das heißt: Zum einen gehe es darum, sich anfangs gemeinsam auf die Maßnahmen zu verständigen. Und: Erreichbare sowie möglichst konkrete Ziele zu formulieren. Also lieber anfangs ein bis zwei machbare Schwerpunkte setzen und später anknüpfende und aufbauende Ziele zu vereinbaren – aber in jedem Fall dabei verbindlich zu bleiben.

Nicht zu unterschätzen ist die Unterstützung der Schulleitung, so der Tenor der Workshop-Teilnehmenden. Die Schulleitung könne es am besten ermöglichen, dass Themen verfolgt werden und dass Personen, die es inhaltlich umsetzen, zum Beispiel freigestellt werden.

Der Workshop befasste sich nicht bloß mit der Theorie, sondern ging ganz konkret auf zwei mögliche Umsetzungsmodelle in der schulischen Praxis ein:

  • Das eine Modell fußt auf einer gemeinsamen Verständigung auf grundlegende Ziele im Kollegium, auf einen durchgehenden Abstimmungsprozess bei der Entwicklung eines Sprachbildungskonzepts und auf die gemeinsame Verständigung über konkrete Ansätze, die implementiert werden sollen. Gesteuert wird der gesamte Prozess durch eine Gruppe hauptverantwortlicher Mitarbeitender. Dieser Ansatz entspricht der Spirale zur sprachsensiblen Schulentwicklung (Stiftung Mercator).
  • Der zweite Ansatz funktioniert über die Fortbildung einer Sprachbildungsgruppe oder von Sprachbildungsbeauftragten, die dann im Kollegium multiplizieren, ein Konzept entwerfen, dieses vorstellen und dessen Umsetzung begleiten. Weitere Kolleginnen und Kollegen werden dabei erst später ins Boot geholt.

 

Referentinnen:

Sabine Stahl leitet in Nordrhein-Westfalen die Landesstelle Schulische Integration und ist in dieser Funktion die zuständige Dezernentin der BiSS-Akademie NRW. Aus der Perspektive der Schulleiterin, Schulaufsichtsbeamtin und Fortbildnerin verfügt sie über langjährige Erfahrungen im Bereich der Qualitätsentwicklung von Grundschulen, insbesondere auch hinsichtlich der fachlichen und strukturellen Bedarfe für gelingende durchgängige Sprachbildungsprozesse.

Stefanie Jahn ist abgeordnete Lehrkraft an der Landesstelle Schulische Integration (LaSI) in NRW im Team der Landekoordination von BiSS-Transfer und koordiniert außerdem als Transferkoordinatorin zwei Schultransfernetzwerke der BiSS-Akademie NRW. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Themengebiete durchgängige Sprachbildung, sprachsensibler Fachunterricht, die Begleitung und Beratung von Schulen bei der sprachsensiblen Schul-und Unterrichtsentwicklung sowie die Professionalisierung von Lehrkräften im Rahmen der Aus- und Weiterbildung.

Download der Präsentationen als PDF (Stahl/Jahn)

Grundschülerinnen und Grundschüler erleben früh, dass sie Basiskompetenzen benötigen, um Aufgaben zu bewältigen – zum Beispiel in der Vorbereitung eines Bauernhofbesuchs, wenn sie eigenständig herausfinden wollen, womit sie Pferde füttern dürfen. Doch was steckt eigentlich genau hinter dem Begriff „Basiskompetenzen“, was bedeuten „Mindeststandards“? Wie lässt sich in der Schulpraxis Zeit gewinnen, um Basiskompetenzen drehtürartig zu trainieren? Auch mit diesen Fragen beschäftigte sich die diesjährige Jahrestagung von BiSS-Transfer in einem praxisorientierten Workshop.

Der Referent des Workshops, Frank Wagner, ist Schulleiter an der Gebrüder-Grimm-Grundschule in Hamm. Er berichtete darüber, wie er mit seinem Lehrkräftekollegium die Fachinhalte priorisierte, um sich gezielt auf die Vermittlung basaler Kompetenzen zu konzentrieren. Für eine solche Vorgehensweise sei es absolut wichtig, sich vor Augen zu führen, dass Kinder lediglich ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung haben, in dem sie etwas aufnehmen können. Es könne daher sinnvoll sein, Inhalte der Lehrpläne zum Beispiel in Mindestinhalte, Regelinhalte und Optimalinhalte zu priorisieren und dabei beispielsweise die Optimalinhalte eher kurz im Unterricht zu behandeln und etwa digital auszulagern.

Das Kollegium der Gebrüder-Grimm-Schule hat selbst festgelegt, welche Lerninhalte sie priorisieren möchten und was aus ihrer Sicht Basiskompetenzen sind – sprich, was Kinder können sollten, um auf eine künftige, fluide Arbeitswelt vorbereitet zu sein. Das Lesen wird in ihrer Liste als wichtigste und entscheidende Basiskompetenz dargestellt.

Die Teilnehmenden des Workshops beschäftigten sich mit der Frage nach den zeitlichen Ressourcen, die notwendig sind, um eine solche Schul- und Unterrichtsentwicklung umzusetzen. Eine Lösung ist laut Teilnehmenden, bestimmte Kompetenzvermittlungen auszulagern. Das heißt, in andere Hände – zum Beispiel in die des pädagogischen Personals – zu legen.

Auch die Kultur – so eine zentrale Erkenntnis des Workshops – spielt eine wesentliche Rolle, um Kindern Basiskompetenzen zu vermitteln. Denn Wertschätzung und Lob sind motivierender als Kritik. Frank Wagner hat außerdem beobachtet, dass die Schülerinnen und Schüler motivierter sind, wenn sie eigenständig die für sie selbst gerade bedeutsame Basiskompetenz für ein gezieltes Training auswählen, zum Beispiel um ein anstehendes Problem lösen zu können. Die Gebrüder-Grimm-Schule bietet für einzelne Basiskompetenzen Kurse an, die parallel zum regulären Unterricht ablaufen. Die Schülerinnen und Schüler dürfen sich selbst den Kursen zuordnen. Gleichwohl müssten sie aber damit rechnen, dass sie von Lehrkräften auch anderweitig zugeordnet werden können, wenn die Lehrkräfte den Bedarf woanders sehen als von den Kindern selbst eingeschätzt.

Viele praxisbezogene Impulse und Erfahrungen kamen in diesem Workshop zusammen, um zum einen den Zusammenhang zwischen Zukunfts-Skills und Basiskompetenztraining aufzuzeigen und zum anderen den Teilnehmenden systemische Lösungen zur direkten Umsetzung an die Hand zu geben.

 

Referent:

Frank Wagner ist Schulleiter der Gebrüder-Grimm-Schule, einer offenen Ganztagsgrundschule in Hamm. Nach dem Studium der Grundschulpädagogik arbeitete er an vielen verschiedenen Grundschulen des Landes Nordrhein-Westfalen, bis er im Jahr 2007 an die Gebrüder-Grimm-Schule im östlichen Ruhrgebiet wechselte. Dort gibt es viele Schülerinnen und Schüler aus sozial schwächeren und bildungsfernen Haushalten und somit mit größerem Förderbedarf. 2019 gewann die Gebrüder-Grimm-Schule unter Frank Wagners Leitung den Hauptpreis des deutschen Schulpreises. Auf seinem Schreibtisch steht die mit einem humorvollen Augenzwinkern zu verstehende Amtsbezeichnung „Director of unnecessary and special projects“. Frank Wagner ist eng verbunden mit der deutschen Schulakademie und Teil des Netzwerks Bildungsausbruch in Hamm. Er hat das Anliegen, auf Grundlage einer bedingungslos wertschätzenden Haltung Bildung für eine gelingende Gesellschaft des 21. Jahrhunderts so zu verändern, dass Menschen mit Hilfe von Basiskompetenzen, digitaler Tools sowie Zukunfts-Skills Problemlösefähigkeiten entwickeln und ihre Potentiale entfalten können.

Download der Präsentationen als PDF (Wagner)

Rund 25 BiSS-Transfer Mitwirkende tauchten auf der Jahrestagung tiefer in Aufbau und Nutzung der Masterclass Schreibdidaktik ein. Hierbei handelt es sich um eine Videoreihe zu schreibdidaktischen Themen. Dabei beantworten „Master“ ihres Fachs in 15 bis 20 Minuten Fragen wie „Warum ist Schreiben schwer?“ oder „Welche Schreibstrategien gibt es?“. Darüber hinaus teilt die Masterclass Schreibdidaktik wichtige Forschungsergebnisse und gibt praxisrelevante Tipps für die Unterrichtsgestaltung. Auch Blended-Learning-Einheiten und Portfolioaufgaben werden hierüber angeboten. Die Inhalte lassen sich in eigene Systeme übertragen.

Auf der Jahrestagung nahmen die Teilnehmenden daher die Erfolgsfaktoren und die mögliche Einbettung der Masterclass in BiSS und in andere Arbeitskontexte in den Blick. Die Teilnehmenden teilten dabei die Ansicht, dass Fortbildungen dann wirksam sind, wenn sie zum Austausch anregen, eine direkte Handlungsempfehlung geben und ein Vorgehen aus dem Input ableitbar ist. Darüber hinaus muss sich die Fortbildung an den Erwartungen der Teilnehmenden ausrichten. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Qualifikation der Fortbildnerinnen oder Fortbildner. Daher benötigen diese eine strukturierte Ausbildung. Hier kommt es aus Sicht der Teilnehmenden manchmal zu einem Dilemma: Häufig gibt es Anerkennung für möglichst viele fortgebildete Teilnehmende (Quantität), für ein Gelingen ist aber vor allem die Qualität wichtig. Daher sollte man die Fortbildungsveranstaltungen differenzieren nach „Info-Veranstaltung“ auf der einen Seite, bei der Inhalte an möglichst viele Personen vermittelt werden (Stichwort Quantität) und „Fortbildung“ auf der anderen Seite, bei der die Qualität im Vordergrund steht.

Mit Blick auf BiSS-Transfer können Synergien genutzt werden. Sprich: Die Inhalte der Masterclass Schreibdidaktik können in Kombination mit BiSS-Fortbildungen verwendet und auf der Blended Learning Fortbildungsplattform entsprechend eingebunden werden. Um Zugang zur Masterclass zu erhalten, haben BiSS-Mitwirkende die Möglichkeit, auf ihre Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den Ländern oder auf die beiden Workshop-Referentinnen zuzugehen.

 

Referentinnen:

Birgit Pikowsky studierte Psychologie und arbeitete am Sonderforschungsbereich Sprache und Kognition der Universität Mannheim, wo sie 1992 promoviert wurde. Sie arbeitete als Schulpsychologin und leitete den Fachbereich Schulpsychologie am Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung in Speyer. Seit 2010 ist sie Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz mit den Aufgabenschwerpunkten Lehrkräftefortbildung, Schul- und Unterrichtsentwicklung, schulpsychologische und pädagogische Beratung sowie IT-Unterstützung für Schulen. Darüber hinaus ist Dr. Birgit Pikowsky Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Mercator-Instituts.

Christine Holder ist Referentin für die Primarstufe am Pädagogischen Landesinstitut (RP). In der Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ koordinierte sie das Programm auf Landesebene und leitete den Verbund „BiSS-Lesen PRIM“. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u. a. sprachliche Bildung und Professionalisierung von Lehrkräften im Rahmen der Fort- und Weiterbildung.

Download der Präsentationen als PDF (Pikowsky/Holder)

Was ist VERA-8 und wie lassen sich die Ergebnisse für die Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts nutzen? Antworten auf diese Fragen bekamen die Teilnehmenden des Workshops 4. Anhand einer Beispielklasse der Jahrgangsstufe 8 wurde verdeutlicht, welcher Handlungsbedarf sich mit Blick auf die Bildungsstandards des mittleren Schulabschlusses im Kompetenzbereich Lesen anhand der VERA-8-Ergebnisse ableiten lässt.

Die Analyse des Beispiels gab Aufschluss darüber, mit welchen Kompetenzstufen und Anforderungen innerhalb einzelner Aufgaben Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten haben. Der Fokus lag dabei auf den Aufgaben mit besonders geringen bzw. besonders hohen Lösungshäufigkeiten. Der Workshop zeigte, wie mithilfe der didaktischen Handreichung zu den VERA-Aufgaben die VERA-Ergebnisse analysiert werden können und wie darauf aufbauend kompetenzorientierter Unterricht geplant werden kann.

Ein zentrales Diskussionsthema dabei war der Aufwand, der für Lehrkräfte bei der Ergebnisanalyse entsteht. Gleichwohl die didaktischen Hinweise sehr hilfreich und aufschlussreich sind, stellt sich die Frage, inwiefern diese noch schlanker formuliert und übersichtlicher gestaltet werden können. Dabei blicken die Teilnehmenden mit positiver Erwartung auch auf die digitalen Unterstützungstools, die noch nicht bundesweit implementiert sind.

 

Referentinnen:

Charlotte Stehr ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln und seit August 2020 Teil des Projektteams VERA-BiSS. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der datenbasierten Unterrichtsentwicklung im Leseunterricht und der Diagnostik sprachlicher Kompetenzen.

Daria Ferencik-Lehmkuhl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln und seit Juni 2022 Teil des Projektteams VERA-BiSS. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der empirischen Schreib- und Leseforschung, der Schreib- und Lesedidaktik sowie der inklusiven Deutschdidaktik.

Download der Präsentationen als PDF (Stehr/Ferenick-Lehmkuhl)

Mehr als 20 Teilnehmende besuchten den Workshop zum Thema Mehrsprachigkeit mit Referentin Aline Willems. Dabei ging es um Fragen wie: Wie wird Mehrsprachigkeit überhaupt definiert? Welche Vorteile, Visionen und Ideen für die Nutzung im Unterricht gibt es? Welche Herausforderungen gilt es dabei zu überbrücken?

Eine Herausforderung zeigt sich bereits, wenn es um die Definition von Mehrsprachigkeit geht. Denn zum einen existieren unterschiedliche Definitionen von Sprache generell. Zum anderen ist unklar, ab welcher Kompetenzstufe eine Person als mehrsprachig anzusehen ist. Hinzu kommen unterschiedliche Auffassungen dazu, wie viele Sprachen eine Person überhaupt beherrschen muss, um als mehrsprachig zu gelten.

Mit Blick auf die Nutzung im Unterricht gewann die Arbeitsgruppe die Erkenntnis, dass Mehrsprachigkeit für alle von Vorteil ist. Das gilt vor allem für Schülerinnen und Schüler, die Deutsch nicht als Erstsprache sprechen, aber auch für Kinder und Jugendliche mit Deutsch als Erstsprache. Denn Mehrsprachigkeit im Unterricht fördert den Erwerb sprachlicher, fachlicher und sozialer Kompetenzen. Beispielsweise kann sie zu einer stärkeren Teilhabe am Unterricht beitragen, indem Lernenden die Möglichkeit gegeben wird, auf ihr gesamtes Wissen zuzugreifen. Auch das Sprachlernbewusstsein, die Sprachlernkompetenz und -motivation können hierdurch gestärkt werden. Damit einher geht meist auch die Erfahrung von Wertschätzung sowie Erfolgserlebnissen, was wiederum häufig das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl steigert.

Ist Mehrsprachigkeit fest in der Schulkultur integriert, fördert das darüber hinaus nicht nur Interesse und Toleranz gegenüber anderen Sprachen und den Erwerb interkultureller Kompetenz bei Schülerinnen und Schülern ebenso wie bei Lehrkräften. Es regt auch zu Sprachvergleichen an, stärkt die interlinguale Transferfähigkeit und die Fähigkeit zur Sprachreflexion. All das kann positive Auswirkungen auf das soziale Klima in der Klasse haben. Bei Lehrkräften kommt hinzu, dass sie einen besseren kompetenzorientierten Einblick bezüglich der Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler gewinnen. Womöglich wird ihnen auch ihr eigenes sprachliches Repertoire noch einmal vor Augen geführt.

Die Vorteile liegen also auf der Hand, aber wie kann der Weg dahin gelingen? Sprich: Wie kann Mehrsprachigkeit niedrigschwellig in den Unterricht integriert werden? Dies kann laut Teilnehmenden beispielsweise bei der Recherche, beim Aufschreiben von Notizen oder Verfassen von Texten oder im Austausch während gemeinsamer Arbeitsphasen geschehen. Auch bei der Präsentation von Ergebnissen – zum Beispiel in Form von Quellenzitaten oder Mindmaps – kann Mehrsprachigkeit sinnvoll eingesetzt werden.

Wichtig, damit verschiedene sprachliche Ressourcen überhaupt stärker genutzt werden, ist es, dabei mitzuwirken, dass Haltungen sich verändern, mögliche Ressentiments seitens der Lehrkräfte aufgebrochen werden und auch Hemmungen in der Schülerschaft abgebaut werden. Getreu dem Motto „Think big – start small“ kann schrittweise eine Veränderung herbeigeführt werden. Beginnend in einzelnen Lerngruppen kann sich Mehrsprachigkeit zu einem wesentlichen Faktor des gesamten Schulkonzeptes entwickeln – das Fernziel dabei immer im Blick: Die Gleichwertigkeit aller Sprachen und deren Förderung in der Schule zu erreichen.

 

Referentin:

Aline Willems ist Juniorprofessorin für die Didaktik der modernen Fremdsprachen an der Universität zu Köln. Sie studierte an der Universität Trier und wurde dort 2012 im Bereich der Französischen Philologie promoviert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Mehrsprachigkeitsdidaktik, die Digitalisierung im Fremdsprachenunterricht und die Demokratiebildung (Global Citizenship Education). Auch die Frage, wie Musik fremdsprachliche Kompetenzen fördern kann, ist ein Thema, mit dem sie sich intensiv befasst.

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Auch der Elementarbereich und der Übergang in die Grundschule waren Teil der Jahrestagung von BiSS-Transfer. Im Fokus dabei standen die Fragen: Wie gelingt sprachliche Bildung in der Kita? Was ist geeignete Kinderliteratur für diese Altersgruppe – insbesondere auch in einem vielsprachigen Umfeld? Inwieweit ist es sinnvoll, digitale Formate für die Förderung von Literalität einzusetzen?

In dem Workshop stellte Referentin Claudia Neugebauer von der Pädagogischen Hochschule Zürich vier Beispiele aus verschiedenen Schul- und Unterrichtsentwicklungsprojekten in der Schweiz vor. Eines davon ist das Programm QUIMS, das im Kanton Zürich umgesetzt wird. Fortbildungen in diesem Programm werden als gemeinsames Lernprojekt von Kindergarten-Lehrpersonen zusammen mit Fachexpertinnen und Fachexperten konzipiert.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass sprachliche Bildung mit geeigneten Projekten bereits im Elementarbereich gezielt umgesetzt werden muss. Hierzu ist beispielsweise die im Workshop diskutierte Begleitung mit Leseschritten ein möglicher Zugang. Bei der Auseinandersetzung mit Bilderbüchern werden Leseerfahrungen ermöglicht, die für späteres selbstständiges Lesen grundlegend sind. Weiter sind Gespräche im Sinne von «sustained shared thinking» ein entscheidender Faktor, denn sie sind ein wichtiger Motor des (sprachlichen) Lernens. Eine dazu im Workshop vorgestellte Form sind lernförderliche Rückmeldungen, die im Gespräch kommuniziert werden. Die Qualität der Interaktion zwischen Erwachsenen und Kindern ist eine entscheidende Komponente, an der im Rahmen von Fortbildung gearbeitet werden kann.

Generell ließ sich anhand der dargestellten Beispiele festhalten, dass der Aufbau von Fach- und Bildungssprache in der Kita wesentlich vom sprachlichen Angebot der beteiligten Erwachsenen abhängt.

 

Referentin:

Claudia Neugebauer ist Dozentin für Deutsch und Deutsch als Zweitsprache und Mitglied der Forschungsgruppe «Deutschdidaktik» an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Sie ist Autorin verschiedener Lehrwerke. Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Unterrichts- und Schulentwicklungsprojekte in Gemeinden und Stadtteilen mit hohem Anteil an mehrsprachig aufwachsenden Kindern sowie die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten zur alltagsintegrierten Sprachbildung und zu sprachsensiblem Unterricht im Elementarbereich sowie in der Grundschule.

Download der Präsentationen als PDF (Neugebauer / Mustersetting zu Bsp.2 / Mustersetting_zu Bsp. 3)

Wie lernen Lehrkräfte, einen sprachbildenden Mathematikunterricht zu geben? Wie motiviert man sie dazu? Und was fällt Mathematik-Lehrkräften besonders schwer beim Identifizieren von fachlich relevanten sprachlichen Anforderungen? Mit diesen und weiteren Fragen setzte sich der Workshop mit Referentin Dilan Şahin-Gür von der TU Dortmund auseinander.

Dass sprachliche Kompetenz auch mit mathematischen Leistungen korreliert, das wurde allen Beteiligten schnell deutlich. Dabei geht es nicht in erster Linie um unbekannte Wörter in Textaufgaben, sondern um den Erwerb und Ausdruck konzeptuellen mathematischen Verständnisses. Sprachkompetenz ist hierfür unabdingbar.

Wichtig sei es hier mit Missverständnissen aufzuräumen:

  • Nicht Migration ist der hemmende Faktor für Fachleistung, sondern die bildungssprachliche Kompetenz.
  • Und: Sprachsensibel bedeutet nicht, Sprache stets zu vereinfachen, sondern offensiv zu fördern.

Wie lässt sich ein solches Bewusstsein für sprachliche Herausforderungen im Fachunterricht bei Lehrkräften wecken? Was sollte bei Fortbildungen beachtet werden? Großen Einfluss hat beispielsweise die Zusammensetzung der Gruppe der Fortzubildenden, auch im Sinne eines Voneinander-Lernens. Die Ausgangspunkte der Teilnehmenden spielen eine wichtige Rolle und sollten berücksichtigt werden, um auch wirklich alle mitzunehmen.

Darüber hinaus sollten Fortbildungen solche Ansätze vorstellen, die zur Handlung befähigen und idealerweise direkt im Unterricht eingesetzt werden können. Denn nur so entsteht Motivation, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Wichtig ist es auch, die unterschiedlichen Sprachebenen – wie Wort-, Satz-, Text- und Diskursebene – explizit voneinander zu differenzieren. Häufig werden sprachliche Herausforderungen einfach nur auf der Ebene des Wortschatzes gesehen, etwa bei Problemen, Fachbegriffen oder im Umgang mit Textaufgaben. Für den Haltungswechsel braucht es aber den Shift hin zur Diskursebene, die häufig nicht im Vordergrund der Spracharbeit steht – so eine Erkenntnis des Workshops. Dabei sind es die reichhaltigen Sprachhandlungen, die bei Lernenden eingefordert und langfristig aufgebaut werden sollten, damit fruchtbare Gespräche über den Lerngegenstand in Gang gesetzt werden können.

Auch Handlungshilfen für den Unterricht stellte Referentin Dilan Şahin-Gür vor. Eine Lernlandkarte für Sprachbildung im Mathematikunterricht kann beispielsweise helfen, den Ausgangspunkt der Teilnehmenden zu erkennen, sie entsprechend dort abzuholen und zu fördern in der Bewältigung von didaktischen Anforderungssituationen im sprachbildenden Mathematikunterricht.

 

Referentin:

Dilan Şahin-Gür arbeitet seit 2016 am Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (IEEM) der Technischen Universität Dortmund in der Arbeitsgruppe von Prof.in Dr. Susanne Prediger. Im Rahmen ihrer Promotionsarbeit entwickelte und erforschte sie sprach- und fachintegrierte Ansätze für einen qualitativen Einstieg in die Differentialrechnung. Außerdem ist sie aktiv beteiligt an der Professionalisierungsforschung, v. a. an der Entwicklung und Durchführung von Fortbildungskonzepten zum Thema „Sprachbildung im Mathematikunterricht“ (SiMa).

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Dieser Workshop fokussierte sich auf die Trainingsmaßnahmen zu basalen Fähigkeiten in den Bereichen Lesen und Schreiben für den Einstieg in die Unterrichtsentwicklung. Dabei konzentrierten sich die knapp 20 Teilnehmenden auf die Fragen: Welche Trainings sind geeignet? Und wie kann die Entwicklung und Implementation in der Praxis gelingen? Ausgangspunkte für die Diskussionen boten die Trainingshefte „Texte meistern“ (Fokus: Leseflüssigkeit) sowie „Die Schreibstarken“ (Fokus: Schreibflüssigkeit), welche im Workshop vorgestellt wurden.

Das waren die zentralen Erkenntnisse:

  • Zentral ist die Einbettung in die Unterrichtsstunde/-einheit bzw. in das Curriculum.
  • Die Qualität muss dabei gewährleistet sein: Es sind viele Maßnahmen und Tools auf dem Markt vorhanden, sehr wenige davon sind jedoch auch evidenzbasiert.
  • Fortbildungen sind eine wichtige Voraussetzung, damit die Umsetzung wissenschaftlich geprüfter Maßnahmen in der Praxis gelingt. So kann Lehrkräften vermittelt werden, was mit einer Maßnahme erreicht werden kann – und was nicht.
  • Fachübergreifendes Training und eine fachübergreifende Umsetzung sind sinnvoll: Hieraus ergibt sich unglaublich viel Potenzial für den Fachunterricht und auch für Vertretungsstunden. Fortbildungen sollte es daher nicht nur für Deutschlehrende geben, sondern diese sollten fächerübergreifend verankert werden.
  • Feste Lesezeiten geben den Schülerinnen und Schülern Sicherheit und müssen daher ein festes Element in der Schul- und Unterrichtsentwicklung sein. Auch die Orthografie sollte als basale Kompetenz nicht vernachlässigt werden.

 

Referentinnen und Referenten:

Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek ist Mitglied der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz und emeritierter Professor für deutsche Sprache und ihre Didaktik an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte sind Schreibforschung und Schreibdidaktik, Gesprächsforschung und Gesprächsdidaktik sowie Unterrichtsentwicklung. Von 2012 bis 2023 war er Direktor des Mercator-Instituts, außerdem wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Sprache und Bildungssystem. Vom Frühjahr 2013 bis Februar 2020 war er zusätzlich Sprecher des Trägerkonsortiums der Bund-Länder-Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) und ist seit dem 1. März 2020 Sprecher des Trägerkonsortiums der Initiative zum Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung (BiSS-Transfer).

Dr. Ina Kaplan hat Germanistik und angewandte Philosophie im Bachelor sowie Kommunikationswissenschaft im Master an der Universität Duisburg-Essen studiert. Anschließend hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen Projekten zu Schreibkompetenzen und Deutsch als Zweitsprache an der Universität Siegen gearbeitet und in dem Modul Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte gelehrt. Promoviert hat Ina Kaplan in der Sprachdidaktik zum Thema Einstellungen von Lehramtsstudierenden zu sprachlich-kultureller Vielfalt in der Schule. Am Mercator-Institut ist sie in der Bund-Länder-Initiative Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung (BiSS-Transfer) im Forschungsprojekt Systematische Schreibförderung in der Grundschule (Schreib-BiSS) tätig.

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Alle Mitwirkenden, die nicht nach Frankfurt kommen konnten, hatten ebenfalls die Möglichkeit, sich in einem Workshop tiefergehend mit Fragen der sprachlichen Bildung zu befassen. Um das Thema Digitalität ging es in dem Online-Workshop mit Referentin Janna Gutenberg.

Wie können Lehrkräfte beispielsweise digitale Medien und Tools didaktisch sinnvoll im sprachsensiblen Fachunterricht einsetzen? Und welche Möglichkeiten gibt es, an die durch Digitalität geprägte Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler didaktisch anzuknüpfen – diese und andere Fragen standen im Fokus des Workshops. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten hierzu konkrete Impulse und Materialien für die Konzeption eigener Aus- und Fortbildungsveranstaltungen oder für den Einsatz im Unterricht, die im Rahmen des Verbundprojekts in Comeln (NRW) entstanden sind.

Einigkeit bestand darin, dass die Förderung von Basiskompetenzen im Lesen und Schreiben eine wichtige Aufgabe darstellt. Dabei dürfen im Sinne einer zukunftsorientierten Unterrichtsentwicklung allerdings auch Aspekte der digitalitätsbezogenen Sprachbildung nicht vernachlässigt werden. Der große Bedarf an frei nutzbaren Aus-und Fortbildungsmaterialien zu diesem Themenspektrum wurde ebenfalls deutlich. Dabei wird vor allem der länderübergreifende Austausch über die Netzwerke von BiSS-Transfer als sehr wertvoll wahrgenommen. Bereits bestehende Angebote zu sprachlicher Bildung unter den Bedingungen der Digitalität sollten systematisch durch qualifizierte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vermittelt werden. Hier können die Strukturen von BiSS-Transfer auch als Vorbild für andere Programme dienen.

 

Referentin:

Janna Gutenberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Chemnitz und am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. Hier beschäftigte sie sich im QLB-Projekt „Communities of Practice NRW für eine Innovative Lehrerbildung“ (ComeIn) mit sprachlicher Bildung unter den Bedingungen der Digitalität und entwickelt Open Educational Ressources für die Lehrkräfteaus- und Fortbildung. Außerdem ist sie im Arbeitspaket „Netzwerke und Beratung“ für die Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer tätig. Im Rahmen des Verbundprojekts „Digitale Souveränität als Ziel wegweisender Lehrer:innenbildung (DiSo-SGW) entwickelt sie Blended-Learning Fortbildungen im Bereich der sprachlichen und der politischen Bildung.

Download der Präsentationen als PDF (Gutenberg)

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